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Arznei-Test lief
»ohne Fehler«


Erkrankungen nicht vorhersehbar

London/Würzburg (dpa). Drei Wochen nach dem Medikamententest, bei dem in London sechs Probanden lebensgefährlich erkrankten, haben britische Experten den beteiligten Pharmafirmen fehlerfreie Arbeit attestiert.

Bei der Vorbereitung und Durchführung des Tests seien keine Fehler festgestellt worden, erklärte die staatliche britische Agentur für Medikamentenprüfung (MHRA) in einem Bericht.
Die lebensbedrohlichen Komplikationen bei den Männern, denen am 13. März der Wirkstoff TGN1412 der deutschen Pharmafirma TeGenero aus Würzburg verabreicht worden war, werden in dem Prüfbericht als »unvorhersehbare biologische Aktion der Arznei bei Menschen« bewertet. Der verabreichte Wirkstoff sei nicht kontaminiert gewesen und allen fachlichen Regeln gemäß produziert worden.
Auch der auf Medikamententests spezialisierten US-Firma Parexel seien bei der Versuchsreihe keine erkennbaren Fehler unterlaufen. Der Wirkstoff TGN1412, der eine neue Klasse von Medikamenten gegen rheumatische Arthritis, Leukämie und Multiple Sklerose ermöglichen soll, sei zuvor in weit höheren Dosen ohne besondere Probleme in Tierversuchen getestet worden. Bei den sechs menschlichen Probanden seien wesentlich niedrigere Dosierungen verwendet worden als zuvor bei den Versuchsaffen.
Das Ergebnis der Untersuchung wirft nach Einschätzung der Experten eine Reihe von Fragen für künftige Tierversuche und den Übergang zu darauf basierenden Tests mit Menschen auf. Die Anwältin Ann Alexander, die zwei der bei dem Versuch geschädigten Probanden vertritt, kritisierte den Prüfbericht und forderte eine neue »unabhängige« Untersuchung.
Derweil befindet sich auch der sechste Versuchspatient auf dem Wege der Besserung. Bei ihm hatte das Medikament unter anderem so starke Körperschwellungen verursacht, dass ihn die Medien als »Elefanten-Mann« bezeichneten. Die fünf anderen Männer hatten die Klinik bereits in den vergangenen Wochen verlassen können.
Das Würzburger Unternehmen äußerte sich erfreut über die Besserung des Gesundheitszustands auch bei dem sechsten Patienten und dankte den britischen Ärzten für ihre Arbeit. Man nehme zur Kenntnis, dass die unvorhersehbaren Komplikationen offensichtlich durch die getestete Substanz ausgelöst worden sind. »Für unsere Firma, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Medikamente zu entwickeln, die zahlreichen Patienten mit schwersten Erkrankungen helfen sollten, sind diese Vorkommnisse ein schwerer Rückschlag«, betonte TeGenero.

Artikel vom 07.04.2006