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Lehmann schon
seit 749 Minuten
ohne Gegentor

Arsenal feiert Halbfinal-Teilnahme

Turin/Barcelona (dpa). Jens Lehmann erneut ohne Fehl und Tadel, dazu seit 749 Minuten ohne Champions-League-Gegentor: Mit einer Abwehr so sicher wie die Bank von England will der FC Arsenal im europäischen Club-Fußball endlich zum ganz großen Wurf ausholen.

»Der Champions-League-Sieg wäre ein Meilenstein für den Club, weil dieser den Titel noch nie geholt hat«, sagte der deutsche Nationaltorwart, der für seine Leistung bei Juventus Turin von den mitgereisten Fans mit Sprechchören gefeiert wurde. Mit dem 0:0 erreichten die Londoner erstmals die Runde der letzten Vier. Dies sei vor allem ein Verdienst von Lehmann, der sich als »menschliche Mauer« erwiesen habe, schrieb der »Daily Telegraph«.
Als nächstes soll die Überraschungsmannschaft des FC Villarreal die Stärke des FC Arsenal zu spüren bekommen. »Ich habe früher mit Schalke 04 auch gegen so genannte Underdogs gespielt und neige nicht dazu, den Gegner zu unterschätzen. Sie sind in ihrem engen Stadion schon gefährlich«, warnte Lehmann. Er sagte aber auch: »Die Halbfinal-Teilnahme bedeutet uns unheimlich viel. Wir haben lange darauf gewartet und auch das fußballerische Potenzial dafür.« Das zweite Duell bestreiten der AC Mailand und der FC Barcelona. Die Katalanen wahrten mit dem 2:0 gegen Benfica Lissabon die Chance auf ihren ersten europäischen Titel seit neun Jahren. Das Hinspiel in Mailand überträgt Sat 1. am 18. April live.
Italiens Presse ließ kein gutes Haar an seinem sonstigen Fußball- Aushängeschild. »Ein Geister-Juve fliegt raus«, kommentierte »La Stampa« den ruhmlosen Abschied des designierten Meisters, der während der ernüchternden 90 Minuten von den eigenen Fans mit Pfiffen und Sprechchören verhöhnt worden war. Der Juve-Vorstand reagierte: Der Verein fühlt sich beleidigt und sprach einen Presse-Boykott aus.
Favorit Barcelona musste gegen Lissabon mehr zittern. Nach dem von Ronaldinho verschossenen Handelfmeter wurden bei den Fans bange Erinnerungen an die vergebenen Chancen beim 0:0 im Hinspiel wach. Der Weltfußballer der Jahre 2004 und 2005 fand nach dem vergebenen Strafstoß nicht mehr richtig ins Spiel. Dass der Brasilianer dennoch das 1:0 erzielte, hatte er Samuel Eto'o zu verdanken, der ihm den Ball maßgerecht servierte.
Der Kameruner, sonst Vollstrecker vom Dienst, schlüpfte in die Rolle von Ronaldinho, wich auf die Flügel aus und arbeitete für seine Mitspieler Chancen heraus. Etodinho nahm das Spiel in die Hand und führte Barça ins Halbfinale«, würdigte das Sportblatt »Marca« die Leistung Eto'os. Trotz der Führung legten die Katalanen die Angst vor einem Gegentor nicht ab. Erst das 2:0 durch Eto'o (89.) ließ die 90 000 Zuschauer im Nou Camp erleichtert aufatmen.
»Barça triumphiert am Rande des Nervenzusammenbruchs«, beschrieb das Fachblatt »Sport« den Balanceakt zwischen Hoffen und Bangen. Mit Barcelona und Villarreal die Spanier zum ersten Mal seit 2002 wieder mit zwei Clubs im Halbfinale vertreten.
Champions League-Überblick AC Mailand - Olympiqe Lyon (0:0) 3:1
FC Villarreal - Inter Mailand (1:2) 1:0
Juventus Turin - Arsenal London (0:2) 0:0
FC Barcelona - Benfica Lissabon (0:0) 2:0
HalbfinaleAC Mailand - FC Barcelona18./26. April
Arsenal London - FC Villareal19./25. April
Finale: Am Mittwoch, 17. Mai, in Paris

Artikel vom 07.04.2006