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Da leben die Vorurteile weiter

Christine Neubauer kämpft als »Die Landärztin« gegen die Tollwut

ARD, 20.15 Uhr: Die Bäuerchen staunten. Wie? Ihr neuer Doktor soll eine Frau sein? Eine, vor der sie sich ausziehen müssen? Ein Konflikt, dessen filmische Umsetzung zum Bildschirm-Dauerbrenner wurde.

Nach »Grün ist die Heide« ist »Die Landärztin« mit Marianne Koch und Rudolf Prack wohl die meistwiederholte Heimatschnulze der 50er Jahre. »Nein, ich hatte keine Angst vor dem Marianne-Koch-Vergleich. Ich bin zu anders, und unser Film ist es auch«, meinte Christine Neubauer, als sie im vergangenen Jahr als neue »Landärztin« vor die Kamera trat. Und anders als die Kollegin hat sie auch nie selbst Ärztin werden wollen. »Aber«, hält sie voll Stolz fest, »ich kann inzwischen Spritzen aufziehen und erste Hilfe leisten. Und Blut kann ich auch sehen.« Der Erfolg des Films mit sechs Millionen Zuschauern war groß genug, um nun einen zweiten »Landärztin«-Film zu wagen, und einen dritten plant man auch schon bei der ARD: Erstmal aber stellt die Ärztin heute die »Diagnose Tollwut«. Mitspieler sind unter anderem Martin Feifel, Johanna von Koczian, Siegfried Rauch, Saskia Vester und Gregor Bloéb.
Und sie hat vor allem gegen die Hysterie zu kämpfen, die allein schon beim Wort ausbricht. Christine Neubauer: »Ich fand es erst etwas überzogen, wie die Leute im Film allein aufs Wort reagieren. Aber wie ich dann die Hysterie bei der Vogelgrippe erlebte, merkte ich, wie nahe wir bei der Wirklichkeit sind.« Im Film das Landleben realistisch eingefangen, bestätigt der Schauspieler und gebürtige Kärntner August Schmölzer, der als Großbauer dabei ist: »Ja, da leben manche Vorurteile zäh weiter. Aber es werden auch manche Traditionen hochgehalten, was so schlecht nicht ist.«
Christine Neubauer hat sich umgeschaut in Oberösterreich, wo gedreht wurde: »Keine einzige Ärztin auf dem Dorf, erst wieder in den städtischen Kliniken.« Dass der Heimatfilm wieder seine fröhliche Bildschirm-Urständ feiert, wundert beide Schauspieler nicht. Schmölzer: »In Zeiten der Unsicherheit hat dieses Genre seine besondere Berechtigung. Der Zuschauer ist ein wenig das Kind, das »Mamma« schreit, wenn es Furcht hat. Es klammert sich dann eben ans Bewährte.«

Artikel vom 07.04.2006