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»Total unterschiedliche Spiele«

Arminia vor dem Doppelduell mit Frankfurt: Saftig trennt Liga und Pokal

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Bielefeld - Frankfurt, Frankfurt - Bielefeld: Erst Bundesliga-Abstiegskampf am Samstag, dann Pokal-Halbfinale am Dienstag. Ein Zweiteiler in vier Tagen: Diese Fußball-Konstellation ist ungewöhnlich und erinnert an die Playoffs anderer Sportarten. Gut möglich, dass sich für den DSC Arminia Bielefeld an diesen vier Tagen im April entscheidet, ob es eine gute oder eine sehr gute Saison ist.

Zwei Mal heißt der Gegner Eintracht Frankfurt. Es ist ein Konkurrent auf Augenhöhe. In der jüngeren Vergangenheit Fahrstuhlmannschaft, eine wie die andere. In der Gegenwart Tabellennachbar mit guten Chancen, die Erstligazugehörigkeit für ein weiteres Jahr zu sichern. Abstand in der Liga: nur ein Platz, aber vier Punkte, die zu einer deutlich unterschiedlichen Bewertung des »Doppelschlages« führen. »Für uns ist die Bundesliga wichtiger, weil der Klassenerhalt in jeder Hinsicht eine große Bedeutung hat«, sagt Heribert Bruchhagen, der aus Ostwestfalen stammende Vorstandsvorsitzende der Hessen.
Ganz klar: Die Frankfurter wollen ihren Vorsprung auf die Abstiegsplätze und damit voraussichtlich die Position als bester Aufsteiger ins Ziel bringen. Denn nur als Erstligist genießt der Großverein in der Main-Metropole jene öffentliche Anerkennung und Wertschätzung, die sich in der entsprechenden finanziellen Förderung seitens der Wirtschaft ausdrückt.
Bei Arminia gibt es keine eindeutige Prioritätenliste - jedenfalls nicht öffentlich: »Unser großes Ziel war vor der Saison, uns langfristig in der ersten Liga zu etablieren. Diese Chance haben wir jetzt, und die sollten wir nicht aus der Hand geben«, legt Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig natürlich großen Wert auf die Liga, ohne die Bedeutung der historischen Pokalchance zu unterschätzen: Und ab Sonntagmorgen sollten wir dann an den Pokal denken.« Soweit die Idealvorstellung, zu der natürlich auch zwei DSC-Siege gehören.
Das wäre im Abstiegskampf der endgültige Befreiungsschlag, und im Pokal die Finalteilnahme: »Sportlich ist es natürlich etwas ganz Besonderes, ein Endspiel zu erreichen«, sagt der erfahrene Fußballmanager und weiß, wie schwierig es sein dürfte, die Konzentration zunächst auf den Bundesligaalltag zu lenken.
Für ihn seien die Spiele überhaupt keine Einheit, bekennt Saftig: »Ich trenne strikt zwischen dem Samstag und dem Dienstag. Es sind zwei total unterschiedliche Spiele gegen den gleichen Gegner.« Auf keinen Fall werde die Konstellation mit sofortigem Rückspiel einen der beiden Vereine zum Bluffen verleiten, glaubt der Sportdirektor. »Dafür ist die Situation in der Bundesliga viel zu eng. Beide Vereine brauchen die Punkte, und beide Vereine wollen die Punkte.«
Also wird am Samstag (Spielbeginn um 15.30 Uhr) beim »Hinspiel« in der SchücoArena wohl nicht taktiert. Beide Trainer werden keine Spieler schonen, zumal sowohl Thomas von Heesen als auch Friedhelm Funkel ohnehin jeweils eine Handvoll verletzter und angeschlagener Spieler zu beklagen haben. Erstaunlicherweise ist die SchücoArena bei der »Pokal-Generalprobe« bislang noch nicht ausverkauft.

Artikel vom 06.04.2006