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Anrührend darf's sein

Jutta Speidel spielt krebskranke Frau im ARD-Drama

ARD, 20.15 Uhr: Weiter geht es in der Woche, die das Erste den Krebskrankheiten gewidmet hat. Dazu gehört auch das Unterhaltungsdrama »Eine Chance für die Liebe« mit Jutta Speidel in der Hauptrolle.

Die Schauspielerin, die gerade ihre Rolle als Nonne Lotte verlassen hat, spielt die zufriedene Hausfrau und Mutter Marianne, die aus heiterem Himmel mit der Diagnose konfrontiert wird: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie hat nur noch wenige Monate zu leben, wenn sie sich nicht einer riskanten Operation unterzieht. Das löst in ihr einen Schock aus, aber auch große Nachdenklichkeit: Wer ist sie eigentlich, für sich und alle anderen? Hat sie nicht mal, mit guten Karrierechancen, Konzertpianistin werden wollen? Warum hat sie alles den anderen, ihrer Familie geopfert?
Ihr Mann (Rudolf Kowalski) ist ein braver Polizist und scheint mehr mit seinem Beruf als mit ihr verheiratet zu sein. Der Sohn ist auf Jobsuche, die Tochter hochschwanger, beide sind nur mit ihren eigenen Problemchen beschäftigt. Doch nun denkt auch Mutter ein erstes Mal an sich, kauft sich ein neues Kleid, neue Schuhe, legt sich eine neue Frisur zu. Das fällt zwar nicht dem eigenen Mann auf, wohl aber einem attraktiven Lover von einst: Vielleicht hätte sie sich auch für ihn entscheiden sollen.
Marianne stürzt sich in eine kurze Affäre mit dem Jugendfreund (Michael Mendl). Weder diesem noch ihrer Familie erzählt sie von ihrer Krankheit, und auf der Suche nach sich selbst erkennt sie schließlich, dass sie doch den Mut zur Operation aufbringt - und dass ihr Platz in ihrer Familie ist. Michael Baier, sonst eher im maliziös-heiteren Fach wie »Adelheid und ihre Mörder« daheim, schrieb das Drehbuch, Dirk Regel inszenierte die Geschichte. Neue Gesichter bei der Besetzung der Kinder: Theresa Scholze und Tom Sander.
Jutta Speidel hat den Verzicht auf jeden Glamour willig hingenommen: »Der gehört nicht zu mir, und den erwartet auch mein Publikum nicht. Die Leute wollen angerührt sein.« Dass sie von dieser Geschichte angerührt sein werden, glaubt sie fest. Daran ändert auch der Schluss nichts, den sie für gezwungen positiv hält. »Open End« hätte ihr besser gefallen.

Artikel vom 06.04.2006