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Die Königin hat schon alles

Schwierige Geschenkesuche zum 80. Geburtstag von Queen Elizabeth II.

London (dpa). Was schenkt man der Queen? Türkische Süßigkeiten? Ein Puzzle von Schloss Neuschwanstein? Ein Hufeisen aus dem Mittelalter? Champagner in einer Nebukadnezar-Flasche? Die Sache ist schwierig, denn sie hat eigentlich schon alles.

»Und einen Wunschzettel zum 80. Geburtstag Ihrer Majestät gibt es wirklich nicht«, heißt es im Palast. Dort häufen sich die Anfragen aus aller Welt je näher der 21. April und damit der nächste runde Geburtstag der britischen Königin rückt.
Die Listen mit Präsenten, die Elizabeth II. während ihrer mehr als fünf Thron-Jahrzehnte von anderen gekrönten Häuptern, von Präsidenten, Regierungschefs, Organisationen, Stars und auch einfachen Leuten aus dem Volk bekommen hat, füllen etliche Bände. Eine enorme Herausforderung für alle, die diesmal etwas besonders Originelles schenken wollen.
Eine handgeschnitzte Sitzbank für Windsor Castle? Kirschbäume? Das gab es schon vor 20 Jahren. Zum 60. war auch ein Tonband mit Grüßen der Hörer von Radio Lakeland in Neuseeland dabei. Man weiß nicht, wie oft die Königin sich das Band angehört hat. Aber die silberne Hundepfeife, die ihr eine Wohltätigkeitsorganisation zum 70. schickte, hat sie wohl ausprobiert. Schließlich ist die Queen eine begeisterte Hundehalterin seit sie zum 18. Geburtstag eine Corgi-Dame namens Susan bekam.
Aber bitte keine Hunde schenken! »Die Königin hat im Laufe ihrer Regierungszeit allein mehr als 30 Corgis besessen«, heißt es im britischen Außenministerium. Zurzeit erfreue sie sich an vier Corgis und acht Exemplaren »der neuen Hunderasse »Dorgi«, die durch Paarung von Corgi-Hündinnen Ihrer Majestät mit einem Dackel namens Pipkin entstand, der Prinzessin Margaret gehörte«.
Auch mit Pferden, Ponys und Eseln ist Ihre Majestät reich gesegnet. Hinzu kommen Qualitätskühe, die bei Agrarwettbewerben oft Preise gewinnen. Lebendvieh wurde Elizabeth II. immer wieder geschenkt seit sie den Thron bestieg - und das war noch vor der Geburt des heutigen britischen Premierministers Tony Blair. »Tiere, darunter einige recht exotische, bekam die Queen besonders oft bei Staatsbesuchen«, sagt Palastsprecherin Meryl Keeling. »Die werden gewöhnlich auf die Zoos verteilt.«
Insgesamt etwa 1500 Geschenke hatte Elizabeth II. allein bei der Rückkehr von ihren diversen Auslandsreisen im Gepäck. Hinzu kommen jene, die mehr als 100 Staatsoberhäupter ihr bei offiziellen Besuchen mitbrachten. »Der Austausch von Geschenken zwischen Herrschern«, erfahren wir auf www.royal.gov.uk, der offiziellen Website der britischen Royals, »ist ein uralter Brauch.« Henry VIII. und der Franzosenkönig Franz I. seien 1520 nicht die ersten gewesen, die sich reich beschenkten.
Manche Gaben bewahrt die Königin in den privaten Räumen ihrer Schlösser auf. Die Entscheidung, welche Geschenke öffentlich zur Schau gestellt und welche lieber nur »sorgfältig eingelagert« werden, fällt nicht immer leicht. Was macht man zum Beispiel mit einem Weinkühler in Form eines Grasshüpfers aus Porzellan, den einst Georges Pompidou schenkte? Oder mit den Cowboystiefeln von George Bush, dem Älteren?

Artikel vom 06.04.2006