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Masern werden auch
Bielefeld erreichen

Nach bislang 400 Krankheitsfällen in NRW


Bielefeld (sas). Dr. Walter Müller zweifelt nicht daran, dass die Masern auch Bielefeld erreichen werden. »Die Krankheit wird nach Ostwestfalen schwappen«, prophezeit der Obmann der Bielefelder Kinderärzte.
Weit über 400 Masernfälle sind bereits an Rhein und Ruhr registriert worden, noch ist in Bielefeld kein Krankheitsfall aufgetreten. In den Arztpraxen rufen aber zunehmend besorgte Eltern an, die ihre Kinder impfen lassen wollen. »Die Impfung bietet guten Schutz bei geringen Nebenwirkungen.«
Denn eine harmlose Krankheit sind die Masern, für die Meldepflicht besteht, keineswegs: Sie können mit Hirnhaut- und Hirnentzündungen sowie Lungenentzündung einhergehen. Und selbst nach Jahren kann noch eine schleichende Enzephalitis auftreten. »Jährlich sterben weltweit eine Million Kinder an den Masern«, sagt Dr. Werner Vollmer, Gesundheitsamt Bielefeld. Das ist der Grund, warum die Weltgesundheitsorganisation die Krankheit ausrotten will.
Notwendig ist dazu eine Durchimpfungsquote von 93 Prozent. Die wird in Bielefeld noch nicht erreicht: »Zum Zeitpunkt der letzten Schuleignungsuntersuchung waren gut 80 Prozent der Kinder geimpft - nach 30 Prozent im Jahr 2002«, sagt Vollmer. Deutlich niedriger ist die Zahl der gegen Masern geimpften Jugendlichen: Schulentlassungsuntersuchungen ergaben, dass nur zwei Drittel derer, die überhaupt ihren Impfpass mitbrachten, geschützt sind. Dazu passt, dass an Rhein und Ruhr nach einer Meldung des Robert-Koch-Institutes vor allem Jugendliche von den Masern betroffen sind - häufig mit schwererem Krankheitsverlauf als bei Jüngeren. Je älter ein Patient ist, desto dramatischer verläuft die Erkrankung.
Geimpft werden sollte idealerweise, so Kinderarzt Müller, nach dem zwölften Lebensmonat im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U 6; eine zweite Impfung sollte im Laufe des zweiten Lebensjahres folgen. »Es ist aber auch noch möglich, 48 Stunden nach der Inkubation zu impfen.« Binnen einer Woche ist der Patient gefeit, bis zum Ausbruch der Erkrankung können bis zu drei Wochen vergehen. Sehr innig, warnt Müller, müsse der Kontakt mit einer erkrankten Person nicht sein: »Es genügt, sich in einem Raum aufzuhalten.« Müller betont neben den möglichen Komplikationen der Erkrankung die Auswirkungen von Ausfallzeiten in Schule und Beruf: »Auch sie sind nicht zu unterschätzen.«

Artikel vom 08.04.2006