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»Die Politik hält sich
da voll und ganz raus«

BZV Heepen und Sozialausschuss zur Tierpension

Von Matthias Meyer zur Heyde
Oldentrup (WB). Der Bielefelder Bürger Peter Rogat hat einen schwarz umrandeten Trauerbrief bekommen, der einen Zettel mit einem Kreuz enthielt. Die Bezirksvertretung Heepen hat sich vor Ort über die neben Rogats Grundstück geplante Tierpension informiert.

Die Politiker, darunter Heepens Bezirksvorsteher Andreas Rüther und Elisabeth Rathsmann-Kronshage (Sozialausschussvorsitzende), sprachen sich einmütig für das »sozialpolitisch begrüßenswerte« (Rüther) Projekt am Schmetterlingsweg 31 aus. »Die Genehmigung der Tierpension ist jedoch ein Verfahren der laufenden Verwaltung - die Politik hält sich da voll und ganz raus«, sagte Rüther.
Nach Aussage von Rogat, der sich gegen das Projekt wehrt (wir berichteten), hatte Rüther Ende 2005 Verständnis für Rogats Widerstand geäußert.
An dem von der Aids-Hilfe beantragten Projekt sind maximal 24 (derzeit 20) ehemalige Drogenabhängige (»Methadonsubstituierte«), HIV-Infizierte und Langzeitarbeitslose beteiligt. Die künftigen Mitarbeiter sollen heute ihre erste Prüfung ablegen - vor einem Tierarzt. »Dass Aidskranke in der Tierpension arbeiten werden, sollte man überhaupt nicht erwähnen, um die Bürger nicht zu beunruhigen«, meinte Lieselotte Köttnitz, BZV-Politikerin der Bürgergemeinschaft (BfB).
Die Tierpension wird bis Ende 2007 (unter anderem) mit 225 000 Euro vom EU-Sozialfonds gefördert. »Nicht als Therapiemaßnahme, sondern als Anschub zu einem sich selbst tragenden Unternehmen«, erklärte Horst-Eckart Gross vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der die Finanzierung persönlich genehmigt hat. »Das Hauptproblem ist der immer noch nicht gesicherte Standort, der Voraussetzung für die Bewilligung der Gelder war. Bitte, sorgen Sie für ein zügiges Verfahren!«
Der verantwortliche Architekt Heribert Moers versicherte, er werde alle Vorgaben des Veterinäramtes bezüglich des Tierschutzes »übererfüllen«. Peter Rogat fürchtet sich unterdessen: »Ich betrachte das anonyme Schreiben als Drohbrief - wer weiß, was als nächstes auf meine Frau und meine Töchter zukommt.«

Artikel vom 06.04.2006