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»Ristorante« für die neue Welt

Dr. Oetker prüft Lebensmittelmärkte außerhalb Europas -ÊOnken auf Kurs

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Auf der Europa-Karte der Dr. Oetker-Nahrungsmittelfirmen gibt es kaum noch weiße Flecken. Inzwischen erzielt der Bielefelder Konzern mehr als die Hälfte seines Umsatzes im Ausland. Nun soll ein neuer Kontinent ins Visier genommen werden.

Welcher Erdteil dies sein wird, ist nach Aussage des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. August Oetker, noch nicht entschieden. Man werde die kommenden Monate nutzen, um sich mit Hilfe erfahrener Mitarbeiter vor Ort ein Bild über die Lebensmittelmärkte in Asien sowie in Nord- und Südamerika zu machen.
Einiges spricht für Nordamerika, nachdem Oetker in Kanada bereits erfolgreich mit der Pizza Ristorante gestartet ist. Im vergangenen Jahr wurden bereits zehn Millionen Tiefkühl-Pizzen vom deutschen Werk in Wittenburg über den großen Teich nach Montreal verschifft. »Warum soll«, fragte Oetker gestern bei der Vorlage der Jahreszahlen 2005, »was den Kanadiern schmeckt, nicht auch in den USA gut ankommen?« In Asien habe man sich schon mal in früheren Jahren in Malaysia eine Prellung geholt. »Aber wir sind lernfähig, und vielleicht sind die Märkte in China und Indien auch ganz anders.«
Rechnet man Zukäufe (Onken und »Bistro«-Tiefkühlsnacks) und Verkäufe (Langnese-Honig) heraus, so hat die Nahrungsmittelsparte ihren Umsatz 2005 auf Vorjahresniveau halten können. Im Inland drückten ein schleppender Backartikelmarkt, die Reduzierung des Frische-Sortiments von 150 auf 100 Artikel sowie ein teilweiser Rückzug aus dem margenschwachen Großverbrauchergeschäft mit tiefgekühlten »Costa«-Meeresspezialitäten den Umsatz um 6,1 Prozent.
Trotzdem hat sich die Ertragssituation sogar noch verbessert. Insgesamt, also einschließlich Zukäufe, stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um drei und im Nährmittelbereich (Backartikel, Backmischungen, Dessertpulver, Trockenfertiggerichte, Einmachhilfen, Müsli) sogar um sechs Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet Oetker weltweit und auch in Deutschland ein »moderates Wachstum«.
Im Mittelpunkt des vergangenen Jahres stand die Integration der Marke Onken. Trotz Trennung von einigen Artikeln (Sahne u.a.) erhöhte sich der Umsatzanteil der gekühlten Sortimente (Desserts, Crème fraîche-Produkte, Joghurts, frische Teige) von neun Prozent in 2003 auf jetzt 17,3. Außer in die Markterweiterung investiert Oetker derzeit auch große Summen in das frühere Onken-Werk in Moers. Die langjährige Zusammenarbeit mit Nordmilch (Zeven) endet Oetker zufolge im Herbst 2007.
Die schwierige Situation im Inland wurde 2005 durch Zuwächse im Ausland -Êplus 14,3 Prozent auf etwa 500 Millionen Euro im Westen und plus 21,1 Prozent auf 200 Millionen Euro in Osteuropa -Êmehr als ausgeglichen.
Anfang 2006 endete die Ära »Ancel«. Von nun an vermarkten die Bielefelder ihre Produkte auch in Frankreich unter »Dr. Oetker«. Nur in Italien weicht der Name mit »Cameo« auch weiterhin ab.

Artikel vom 05.04.2006