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»Unsere Elf ist
stabil genug«

Schalke: Müller träumt vom UEFA-Cup

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Er hatte das gute Stück schon einmal im Arm. Damals, im Mai 1997. In Mailand. Der FC Schalke 04 stolzer UEFA-Cup-Gewinner im Finale gegen Inter - und der Mittelfeldspieler Andreas Müller, er war mittendrin.

Inzwischen hat der Sieger von gestern längst den Rasen geräumt. Aber selbstverständlich ist er immer noch dabei. Das Revier wurde für den gebürtigen Stuttgarter zur zweiten Heimat. Und sein Verein heißt FC Schalke 04. »Ja, ich bin seit Jahren königsblau infiziert«, bekennt Müller, der ansonsten als ein nüchterner Praktiker gilt.
Immer sachlich, fachlich anerkannt und mit einem Blick für das Wesentliche. Deshalb schaute der Schalker Manager ein paar Minuten nach dem 0:2 gegen den Hamburger SV schon wieder in Richtung nächste Partie. Die nationale Pflicht konnte am 28. Spieltag nicht erfüllt werden, dafür soll heute um 20.30 Uhr (ZDF/live) die internationale Kür folgen: Der FC Schalke 04 steuert das Halbfinale im UEFA-Cup an. Die erste Partie bei Levski Sofia wurde vor einer Woche deutlich mit 3:1 gewonnen.
So nah dran an dieser Trophäe waren die Königsblauen seit 1997 nie wieder - als Müller noch mitmischte. »Ich bin davon überzeugt, dass unsere Mannschaft die Rückschläge in der Liga wegstecken wird«, glaubt er. Da gab es einen ernüchternden »Dreierpack« und keinen »Dreier«: 0:3 in München, nur 2:2 gegen VfL Wolfsburg und jetzt das 0:2 gegen den HSV.
»Sicher, die Punktejagd war zuletzt nicht optimal. Aber unsere Truppe hat genug Qualität, um sich den Vorsprung aus dem Hinspiel in Bulgarien nicht mehr aus der Hand nehmen zu lassen«, prophezeit Müller, der schon von Eindhoven träumt: Da wird am 10. Mai das große Finale angepfiffen.
Dass die Schalker, wie im Vorjahr, in der entscheidenden Saisonphase wieder von einer gefährlichen Frühjahrsmüdigkeit befallen werden, dass sie dann einnicken und einknicken, daran glaubt Müller nicht. Damals grüßten sie im März nach dem 1:0 gegen die Bayern als stolzer Tabellenführer, hatten drei Punkte Vorsprung. Und am Ende? 13 Zähler Rückstand auf den Meister, der natürlich wieder mal aus München kam.
»Unsere Mannschaft ist jetzt besser zusammen gewachsen. Sie hat Charakter, ist stabiler geworden«, behauptet Müller. Das ist natürlich auch ein Stück Eigenlob. Denn er zeichnet inzwischen ja für die Personal-Politik verantwortlich. Der einst allmächtige Rudi Assauer, der ihn vom Rasen als »Manager-Lehrling« an den Schreibtisch holte, beobachtet sehr genau, wie viele Volltreffer sein Nachfolger landet.
Ganz viele »Fahrkarten« waren bisher nicht dabei. Also ist auf Schalke alles Müller - oder was?
Da lacht er: »Nein, nein, so ist das nicht. Ich spreche regelmäßig mit dem Rudi. Ich wäre ja dumm, wenn ich seine Ratschläge nicht hören wollte.« Der Tipp »Mirko Slomka« kam allerdings von Müller - und er steht selbstverständlich weiter zum Trainer, der nur bei einer Qualifikation für die Champions League mit einer sicheren Vertragsverlängerung rechnen darf. Müllers Meinung: »Slomka macht bisher ganz ausgezeichnete Arbeit. Wir sind zurzeit zwar nur Vierter. Ich weiß: die Aufgabe ist sehr schwer, aber lösbar.«
Doch heute steht erst einmal der UEFA-Cup auf dem Programm. Levski Sofia kommt. Der Halbfinal-Einzug winkt. Und an das bittere 0:2 gegen den HSV, als sie 62 Minuten lang in Unterzahl spielten, denkt keiner mehr. Müller schon gar nicht. Denn Schalke fängt wieder mit elf Mann an. Und führt beim Anstoß schon mit 3:1.

Artikel vom 06.04.2006