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Graul verlangt 812 000 Euro von Leverkusen

Restzahlung für die Vermittlung von Kaufoptionen an Profifußballern steht noch aus

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Leverkusen (WB). In der Finanzaffäre um den früheren Bundesliga-Manager Reiner Calmund (57) gibt es neue Geldforderungen des Spielervermittlers Volker Graul (53) aus Borgholzhausen (Kreis Gütersloh).
Reiner Calmund (l.) bestätigte, dass Graul noch Anspruch auf 812 000 Euro hat. Foto: Wotke

Die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH schulde Graul noch 812 000 Euro, sagte Grauls Rechtsanwalt Veit Wirth (Münster). Das Geld resultiere aus der Vermittlung von Kaufoptionen an serbischen und kroatischen Profifußballern. Es seien lediglich 580 000 Euro gezahlt worden. Die Gesamtforderung aus dem Geschäft belaufe sich aber auf knapp 1,4 Millionen Euro. »Wir hoffen, dass wir die Geldangelegenheit mit Leverkusen außergerichtlich klären können«, betonte Wirth. Komme keine einvernehmliche Lösung zustande, werde Klage beim Landgericht Köln erhoben, um das Geld einzutreiben.
Im Hinblick auf die Verwendung der 580 000 Euro ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen Calmund wegen Untreue und gegen Graul wegen Beihilfe. Die Vernehmung des Spielervermittlers stehe kurz bevor, sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld.
Gegen Bayer 04 Leverkusen würden auch Schadensersatzansprüche geprüft, sagte Wirth. Durch unbedachte Äußerungen der Vereinsführung sei der Ruf des Spielervermittlers Graul im In- und Ausland extrem beschädigt worden. Etliche Vermittlungsgeschäfte seien daher geplatzt. Der Schaden gehe in die Millionen. Die genaue Summe werde noch ermittelt. Es hänge jetzt vom Wohlverhalten des Bundesligavereins ab, ob es zu weiteren rechtlichen Schritten komme.
Auch Rechtsanwalt Detlev Binder (Bielefeld), der Graul in strafrechtlichen Fragen vertritt, hofft auf eine außergerichtliche Einigung mit Bayer 04 Leverkusen. »Wenn der Verein wieder mit Graul zusammenarbeitet und entsprechende Regelungen getroffen werden, sind die Forderungen vom Tisch«, sagte Binder.
Bereits am 25. Mai 2004 hatte die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH Volker Graul bestätigt, dass er gegenüber dem Verein Bayer 04 Leverkusen einen Anspruch in Höhe vom 812 000 Euro habe. Die Bestätigung ist vom damaligen Geschäftsführer Reiner Calmund unterschrieben. Das Geld, das bis zum 10. Juni 2004 auf Grauls Konto bei der Dresdner Bank Dissen eingezahlt werden sollte, wurde aber nicht überwiesen, da die vorgeschriebene zweite Unterschrift eines Bayer-Verantwortlichen fehlte.
Auf dubiosen Wegen habe Graul dann im Juli 2004 in der Schweiz 350 000 Euro erhalten, die als Privatdarlehn von Reiner Calmund deklariert waren, sagte Wirth. Das Geld sei von Graul ordnungsgemäß versteuert worden. Zahle Leverkusen die noch ausstehenden 812 000 Euro, erhalte Calmund die 350 000 Euro umgehend zurück.

Artikel vom 05.04.2006