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Es gibt nichts von
gleichem Gewicht

Oratorienchor singt Matthäus-Passion

Bielefeld (uj). »Wenn in tausend Jahren noch Musik von Bach erklingen sollte, dann hoffe ich, daß es die Matthäus-Passion sein wird«, schreibt der Bach-Liebhaber Marten t'Hart in seinem Bestseller »Bach und ich«. Auch für Hartmut Sturm, den Leiter des Oratorienchores, gibt es nichts, »was von gleichem Gewicht und gleicher Emotion wäre wie dieses Stück«.

So darf's vom Guten ruhig etwas mehr sein: Zum dritten Mal innerhalb von sechs Jahren führt der Oratorienchor die Matthäus-Passion in der Oetkerhalle auf. Der zugewiesene Karfreitagstermin (14. April) ließ dem Chorleiter wenig Spielraum bei der Werkauswahl, nachdem der Chor im vergangenen Jahr, ebenfalls am Karfreitag, bereits die Johannes-Passion von Bach zur Aufführung gebracht hatte. Laut Sturm gibt es außer »Golgatha« nichts Vergleichbares, was dem Sterbetag Jesu angemessen wäre.
Zudem offenbart der Kirchenmusiker, ein ganz besonderes Verhältnis zur Matthäus-Passion zu besitzen: Seine Mutter brachte ihm das Werk alljährlich am Karfreitag via Radio näher - in den legendären Aufnahmen mit dem Tenor Helmut Krebs. Als Jugendlicher spielte er den Cello-Part mit, während die Schallplatte im Hintergrund lief, und selbstverständlich war es die Matthäus-Passion, die Sturm im Hauptberuf als erstes großes Oratorium aufführte. Rund zehnmal erarbeitete er das Werk mit unterschiedlichen Chören, resümiert Sturm. »Man entwickelt im Laufe der Zeit eine eigene Meinung zu den Chorälen, auf deren Gestaltung ich sehr viel Wert lege«, sagt der Chorleiter. »Das ist auch spannend für uns Chorsänger«, sagt Peter Flachmann.
Das Werk wird in monumentaler Größe mit 120 Sängern und Sängerinnen erklingen. »Denn der Chor hat weiter Zuwachs von vor allem jungen Stimmen erhalten«, freut sich die Vorsitzende Rosemarie Pflieger
Neben dem philharmonischen Orchester der Stadt hat sich Sturm um Spezialisten für Alte Musik bemüht. So wird mit Pere Ros eigens ein profilierter Gamben-Spieler aus Spanien eingeflogen. Die Continuo-Gruppe wird von Spezialisten wie Theaterchorleiter Hagen Enke (Orgelpositiv) und Kapellmeisterin Carolin Nordmeyer (Cembalo) komplettiert.
Bei den Gesangssolisten setzt Sturm auf eine Mischung aus altbekannten und neuen Stimmen. So wird Andreas Wolf die Christusworte singen, Victor Schiering den Evangelisten-Part übernehmen und Dirk Mestmacher die Tenor-Arien singen. Mitwirken werden auch Traudl Schmaderer (Sopran), Yvi Jänicke (Alt) sowie Franz Gerihsen (Bass).
Karten für das Konzert, das bereits um 17 Uhr (!) beginnt, sind ab sofort bei der Tourist-Information im Neuen Rathaus, Telefon 51-69 99, erhältlich sowie bei den Chormitgliedern und im Internet unter
www.oratorienchor-bielefeld.de

Artikel vom 05.04.2006