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»Meine erste Investition in Germany«

Engländer Nick Hutley will CineStar-Komplex mit Gastronomie und Bowling aufmöbeln

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Es ist meine erste Investition in Deutschland, ein fantastischer Kino-Komplex. Wir haben eine Vielzahl von Plänen und Ideen«, sagt Nick Hutley. Gemeinsam mit seinem Bruder Edward hat der Engländer den Gebäudekomplex »CineStar« an der Feilenstraße erworben. Verkäufer Andreas Husemann: »Aus meiner Sicht die beste Lösung.«

Husemann, dessen H&H GmbH 1996 mit der Beplanung des Grundstücks zwischen Feilen- und Zimmerstraße begonnen hatte, begrüßte den neuen Eigentümer mit spürbarer Erleichterung. Für die Hutley Investments Ltd. aus dem englischen Bramley wird Husemann zunächst beratend weiter tätig sein. Erste Amtshandlung des neuen Eigentümers Nick Hutley: ein neuer Pachtvertrag mit Kinobetreiber Heiner Kieft. Der Chef von insgesamt 88 Kinos unter dem Namen »CineStar« profitiert künftig von einem deutlich günstigeren Jahrespachtvertrag. Dafür darf sich Hutley über Gewinnbeteiligung freuen, wenn das Kinogeschäft in dem Haus der zehn Säle besser wird. Im vergangenen Jahr hatte der CineStar in Bielefeld 350 000 Besucher gezählt, gut 150 000 weniger als der Konkurrent Cinemaxx im Neuen Bahnhofsviertel.
»Ein interessanter Mietkomplex für die Stadt«, sagt Hutley über das 2000 eingeweihte Gebäude, das noch bis Ende März zwangsverwaltet war, zum Verkehrswert von 12,5 Millionen Euro auf Betreiben der IKB-Bank zwangsversteigert werden sollte. Gut ein halbes Jahr hatten die Kaufverhandlungen gedauert, waren äußerst verzwickt in einer festgefahrenen Ausgangssituation. Die Hauptgläubigerbank IKB, erinnert Husemann, sei zu keiner Investition mehr bereit gewesen.
Die möchte der Immobilienprofi aus der englischen Grafschaft Surrey im Dunstkreis von London jetzt tätigen. Mit Heiner Kieft stimmt er überein, dass das Objekt neben Kino und Parken noch ein drittes wichtiges Standbein braucht für einen rentablen Betrieb. Hutley persönlich will sich deshalb um ordentliche Gastronomie bemühen, vermutlich aus seiner vertrauten englischen Klientel. Dazu möchte der Vater dreier erwachsener Söhne und leidenschaftliche Kinogänger im künftig geschlossenen Zugang zur wenig attraktiven Feilenstraße ein Sportangebot wie Bowling installieren. Die Schlagkraft seines Unternehmens sieht Hutley nicht nur in der privaten Kapitalkraft, sondern in schnellen Entscheidungen eines überschaubaren Teams. Vor dem Zuschlag umgesehen hatte sich Hutley in Bielefeld ohnehin ausgiebig (»Eine interessante Stadt mit vielen Möglichkeiten«). Inzwischen hält er mit Kant-Consult nach weiteren Investitionen am Teutoburger Wald Ausschau.
Der Erfolg des Standortes Feilenstraße, der nach dem Start des Mitbewerbers im Bahnhofsviertel immer zweiter Sieger gewesen war, wie Andreas Husemann zusammenfasste, steht und fällt mit den gastronomischen Konzepten im Eingangsbereich. Darin sind sich Kinochef Kieft und Investor Hutley einig. Für Kieft war Hutley zudem der »Garant für eine ordentliche Immobilieninvestition«. Der neue Mietvertrag läuft wie der alte bis 2020. Zeit für einen Kinobesuch hatte Neueigentümer Nick Hutley nach der Präsentation allerdings nicht mehr. Der »Macher aus dem beschaulichen Surrey«, der in England und Australien gleichermaßen erfolgreich ist, kauft in dieser Woche noch ein Parkhaus in Ostdeutschland.

Artikel vom 04.04.2006