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Deutsche Aktien im Höhenflug

Dax springt über 6000 Punkte

Von Bernhard Hertlein
Frankfurt (WB). Der Dax, wichtigster Aktienindex der Deutschen Börse, ist in Frühlingslaune. Gestern sprang er erstmals seit Juli 2001 wieder über die Grenze von 6000 Punkten. Experten erwarten nun sogar einen weiteren Anstieg auf 6300 bis 6500 Zähler.

Von den knapp 3000 Punkten, auf die der Dax Anfang 2003 abgesackt war, entwickelt sich der Index der 30 wichtigsten Börsenunternehmen seitdem fast stetig aufwärts. Zu einem steilen Höhenflug setzten die Börsenkurse im April 2005 an, als der Dax die Hürde von 4500 genommen hatte. Im Oktober übersprang er erstmals und, nach einem kleinen Rückschlag, im November erneut die 5000er Grenze.
Christoph Schlienkamp, Anlageberater des Bankhauses Lampe, nannte als treibende Kraft vor allem die sich gut entwickelnden Unternehmensgewinne. Zusätzliche sorgten Übernahmen und Fusionen für manche den Börsenkurs treibende Spekulation. Zum Glück gebe es auch keine negativen Nachrichten etwa beim Ölpreis oder auf dem Zinssektor, die die positiven Konjunkturerwartungen beeinträchtigen könnten. Der Geschäftsklimaindex, mit dem das Ifo-Institut die Stimmung in den Unternehmen misst, erreichte vergangene Woche den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung.
Noch besser als der Dax haben sich in den vergangenen zwölf Monaten die Nebenwerte-Indizes MDax und SDax entwickelt. »Da gab es einen echten Nachholbedarf«, erklärt Schlienkamp. Inzwischen sei das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei vielen Dax-Unternehmen aber besser als in den Nebenwerten. Von einzelnen Aktiengesellschaften abgesehen, würden die Kurse der MDax- und SDax-Unternehmen wohl eher langsamer steigen.
Maßgeblichen Anteil an dem Aufschwung haben Unternehmen aus Ostwestfalen. Wincor Nixdorf verbesserte den Aktienkurs binnen Jahresfrist von 63 auf 103, Gildemeister von von 5,60 auf 7,30 und Balda von 7,80 auf 11,80 Euro. In Mode sind auch Anteile von Gerry Weber (von 10,60 auf 17,00) und Ahlers (15,40 auf knapp 17 Euro). Eine Ausnahme bildet nur der Engeraner Möbelzulieferer Ehlebracht, dessen Aktie von 2,50 auf 2,30 Euro nachgegeben hat.
Manfred Brinkmann, Pressesprecher der Sparkasse Bielefeld, sieht zwar wie Schlienkamp, dass der derzeitige Höhenflug reale Ursachen in den Unternehmensgewinnen und dem steigenden Verbrauchervertrauen hat. Trotzdem seien Aktien eine langfristige Geldanlage. Bevor Anleger neu einstiegen, sollten sie sich eingehend von Experten beraten lassen.
Über die steigenden Kurse hinaus mehren sich Hoffnungen auf neue Arbeitsplätze. Nach einer Erhebung des Forschungsinstitutes NTC hat die deutsche Industrie sowohl die Produktion als auch den Auftragsbestand gesteigert. Seit Herbst stellten sie deshalb Mitarbeiter ein, im März so viele wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 04.04.2006