14.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das höchste Fest der Christen
Aber: Viele der heute bekannten österlichen Sitten und Gebräuche haben aber einen heidnischen Ursprung
Osterfeuer, Osterwasser, Osterkerzen, Ostereier, Osterlämmer und natürlich die Osterhasen - um das Osterfest ranken sich viele Sitten und Gebräuche.
Längst sind die Ostertage aber auch ein wichtiger Konsumfaktor geworden. Schenken und beschenkt werden ist - wenn auch meist nicht in der Größenordnung - fast so selbstverständlich geworden wie zu Weihnachten. Dessen ungeachtet ist und bleibt Ostern allerdings das höchste und wichtigste Fest der christlichen Welt. Gefeiert wird die Auferstehung Jesus' von Nazareth vom Tod.
Das christliche Osterfest hat seinen Vorläufer im jüdischen Passah, Pascha oder Pessach: An ihm wird der Auszug der Kinder Israels aus dem »ägyptischen Sklavenhaus« gefeiert.
In den westlichen Kirchen beginnt der österliche Festkreis mit dem Aschermittwoch, dem eine 40-tägige Fastenzeit - mit Ausnahme der Sonntage - folgt. Diese stehen gleichbedeutend mit den 40 Tagen, die Jesus in der Wüste gefastet hat, und erinnert auch an die 40 Jahre des Volkes Israel in der Wüste. Die Fastenzeit endet mit dem Karsamstag.
Den Auftakt der eigentlichen Osterwoche bildet der Palmsonntag, mit dem die Christen den Einzug Jesu Christi in Jerusalem begehen. An dem darauffolgenden Donnerstag beging Jesus der Bibel zu Folge das letzte Abendmahl (Pessach-Fest) mit seinen Jüngern. Deshalb heißt dieser Tag Gründonnerstag, wobei »grün« aus dem altdeutschen »greinen« (weinen) abgeleitet ist und die Trauer ausdrücken soll.
Die verstärkt sich am Karfreitag, dem Tag, an dem Jesus am Kreuz starb. Der Grabesruhe am Ostersamstag folgt schließlich Ostersonntag das Fest, an dem die Christen die Auferstehung Jesu von den Toten feiern. Das ist das Fundament des christlichen Glaubens. Darin sehen die Gläubigen die Gewähr, dass am Ende das Leben über den Tod und die Wahrheit über Lüge, Unrecht und Hass siegt. In der Bibel wird die Auferstehung allerdings nicht direkt beschrieben. Nirgends ist zu lesen, dass sie jemand beobachtet hat. Stattdessen gibt es in der Heiligen Schrift Berichte über das leere Grab und die Verkündigung der Auferstehung durch einen Engel. Auch ist mehrfach von Erscheinungen des Auferstandenen die Rede.
Im Oster-Gottesdienst am Sonntag finden sich viele Symbole, um den Glauben an die Auferstehung deutlich zu machen. So verweist das zum Beginn der Feier entzündete Licht auf Christus. Wie die Kerze das finstere Kirchenschiff erhellt, so verstehen die Christen Jesus als Licht für die Welt.
Der bekannteste Osterbrauch ist das Verschenken bemalter Eier. Das Ei ist ein Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Zudem soll es Zeichen dafür sein, dass durch die Auferstehung neues Leben möglich wird.
Doch es gab vermutlich auch einen praktischen Grund für diesen Brauch: Während der Fastenzeit war der Genuss von Eiern verboten. Weil aber die Hühner auch während dieser Zeit ihre Pflicht taten, ergab sich am Osterfest ein großes Überangebot. Die kunstvolle Verzierung der Eier ist übrigens erstmals 1615 erwähnt.
Ein zentrales Ereignis für die gläubigen Christen ist das Entzünden und die Weihe des Osterfeuers am Ostersamstag. Das Feuer steht als Symbol für das Lichtwerden mit der Auferstehung Christi. Allerdings ist das christliche Osterfeuer entstanden aus dem heidnischen Frühlingsfeuer.
Überhaupt kommt ein Großteil der österlichen Bräuche und Symbole aus heidnischen Überlieferungen. So wurde das Wasser im Gedenken an die germanische Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera verehrt. Just dieser Ostera und auch der Liebesgöttin Aphrodite ist auch der Hase als »heiliges Tier« und »Sinnbild der Fruchtbarkeit« zugeordnet. Der Hase gilt als Mondtier, und das Osterfest fällt immer auf den ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes.
Als österlicher Eierbringer trat »Meister Lampe« indessen erst Mitte des 17. Jahrhunderts in Erscheinung. Weshalb, darüber gibt es unterschiedliche Erklärungen. Aus altenÊAufzeichnungen aus Zürich geht beispielsweise der Osterhase als Überbringer der Ostereier folgendermaßen hervor: Bei den Paten war es Brauch, Kinder einzuladen, um mit ihnen »den Osterhasen zu jagen«. Das heißt, es wurden die im Garten versteckten Eier gesucht. Die bunten Eier wurden dabei demÊOsterhasen zugeschrieben, weil er viel schneller als die Hennen war, und diese keine bunten Eier legen konnten.
Ebenfalls überliefert ist, das der Gründonnerstag einst als Zahlungs- und Zinstermin für Schulden galt. Die Gläubiger zahlten oft mit Eiern und Hasen. Eine weitere Überlieferung besagt, dass der Schuldner bei Bezahlung seinerÊSchulden ein freier Mann ist. Er wurde mit einem Hasen verglichen, der nicht von einem Hund gejagt wird. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 14.04.2006