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Atomkraft Thema
beim Energiegipfel

E.ON-Chef: Kernenergie unverzichtbar

Berlin (Reuters). Gegen den ursprünglichen Willen von Bundeskanzlerin Angela Merkel war die umstrittene Atomkraft nun doch Thema beim Energiegipfel in Berlin.
Nach dem Druck der großen Energiekonzerne sollte entgegen den früheren Plänen die Frage einer Nutzung der Atomenergie von der Runde gestern Abend im Kanzleramt besprochen werden. Natürlich würden »alle Themen auf den Tisch kommen, und sicherlich werden dann unterschiedliche Meinungen zu einigen Punkten ausgetauscht werden«, sagte Merkel gestern. Vertreter der Regierungsparteien bekräftigten ihre gegensätzlichen Positionen in dem Punkt. Nach Angaben aus Kreisen der Teilnehmer sollten sechs Themen angesprochen werden: Investitionen, Innovationen, Export, Versorgungssicherheit, Preise sowie Energie-Effizenz.
Es wurde erwartet, dass die Versorger ihr 20-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm bis 2010 bekräftigen. Bereits im Vorbereitungspapier wurden 39 einzelne Kraftwerksprojekte genannt. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) kündigte zudem an, es würden für weitere Fragen Arbeitsgruppen eingesetzt. Die Koalition will bis Ende 2007 ein Energiekonzept bis 2020 vorlegen.
Ursprünglich sollte das Thema Atomkraft am Abend im Kanzleramt nicht besprochen werden. Die Wirtschaft bestand jedoch darauf. »Wir können also weder ökonomische noch ökologische Fragen sinnvoll diskutieren, wenn wir die Kernkraft ausklammern«, sagte E.ON-Chef Wulf Bernotat. »RWE-Vorstandsmitglied Berthold Bonekamp betonte, die Nutzung der Atomkraft für die Energieversorgung in Deutschland sei auf absehbare Zeit unverzichtbar. Es sei völlig unrealistisch, ganze Blöcke wie die Atomkraft oder die Kohle aus dem Energiemix herausnehmen zu wollen.
Beim Punkt Innovation sollten die Versorger E.ON, RWE und Vattenfall das Projekt einer geplanten Test-Windkraftanlage auf hoher See vorstellen. Vertreter der Ökostrom-Branche forderten vor dem Treffen, die Debatte zur Atomenergie zu beenden. Es gehe um eine Politik weg vom Öl und Gas. Nur erneuerbare Energien könnten Wärme, Strom und Kraftstoffe liefern. 2020 sollten erneuerbare Energien die wichtigste heimische Energiequelle sein, sagte SolarWorld-Chef Frank Asbeck.

Artikel vom 04.04.2006