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Mozart-Schlager, die nachhaltig beeindrucken

»Die ZauberPANflöte« tirilierte im Ringlokschuppen

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Konzerte mit Panflöte ordnet man eher dem Genre Folklore denn der Klassik zu. Matthias Schlubeck lehrt uns eines Besseren.

Der 33-Jährige hat das alte Hirteninstrument nicht nur salonfähig gemacht, in ihm findet Pans Flöte auch einen Meisterinterpreten, der sich so vollendet der Glanzstücke der Konzert- und Opernliteratur bedient, dass man glaubt, sie klängen noch echter als das Original.
Begleitet von der Staatsphilharmonie Arad (Rumänien), tourt der aus Wuppertal stammende Schlubeck derzeit mit einem reinen Mozart-Programm durch die Lande. »Die ZauberPANflöte«, so der Konzerttitel, tiriliert zwar werbewirksam im Geburtstagsjubeljahr des Komponisten, konnte am Sonntagabend dennoch nur ein überschaubares Publikum in den Ringlokschuppen locken.
Schade eigentlich, denn Matthias Schlubeck, erster deutscher Musiker mit einem Hochschulabschluss im Fach Panflöte überhaupt, weiß das Instrument mit bemerkenswerter Kunstfertigkeit zu bedienen. Dass er dabei nicht auf ausgewachsene Arme mit Händen und Fingern zurückgreifen kann, sondern das Instrument zwischen zwei Armstümpfen hält, macht sein meisterhaft virtuoses Spiel im Laufe des Abends fast gänzlich vergessen.
Überhaupt überraschen die dynamischen und klangfarblichen Möglichkeiten, die Schlubeck dem Instrument mittels seiner ausgefeilten Anblastechnik entlockt. Der menschlichen Stimme sehr ähnlich, bietet sich der Tausch von Stimme und Instrument geradezu an. Ob Arie der Königin der Nacht, des Tamino oder Papageno -Êin Ausdruck und geschliffener Artikulation ließ Schlubeck dann auch keinerlei Wünsche offen, brillierte solistisch oder im Duett mit Fagottistin Henriette Hillbrecht Bäcker mal kess, mal huldvoll.
In technischer sowie musikalisch einfühlsame Brillanz reüssiert Schlubeck auch mit den Flötenkonzerten in G-Dur (KV 313) und D-Dur (DV 314). Und die Staatsphilharmonie steuerte unter ihrem langjährigen Gastdirigenten Horst-Hans Bäcker Verve und Frisch bei, ja fächerte die Sätze einnehmend pointiert und in klanglicher Durchsichtigkeit auf.
So kann auch ein Abend mit bunt gewürfelten Mozart-Schlagern nachhaltig beeindrucken.

Artikel vom 04.04.2006