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Kommersant

Wes Gas mich nährt . . .


Frage an Radio Eriwan: Sind die russischen Medien frei? Antwort: Im Prinzip ja. Sie sollten nur nicht den Präsidenten und das mit ihm verbundene politisch-ökonomische Geflecht kritisieren.
»Diversifikation« ist, wenn sich ein Konzern in unterschiedlichen Branchen engagiert. Der russische Gasmonopolist Gazprom hat sich bereits einen beeindruckenden »Bauchlanden« von Medienunternehmen zugelegt, zu dem unter anderem die russische Zeitung »Iswestija«, die Fernsehstation »NTW« und der Radiosender »Echo Moskaus« gehören. Nun soll auch »Kommersant«, eine der letzten unabhängigen Tageszeitungen, hinzukommen. Da könnte sogar Italiens Noch-Regierungschef und Medienzar Silvio Berlusconi neidisch werden. Gazprom hat es wohl nötig, sein Bild in der Öffentlichkeit derart stark abzusichern.
Was wohl der frühere Medienkanzler, dann Medienschelter und heute Berater des Schweizer Medienkonzerns Rignier von dieser Machtkonzentration hält? Als Opportunist weiß Gerhard Schröder sicher zu schätzen, dass ihm, dem Gazprom-Aufseher über die Ostsee-Pipeline, wenigstens von russischen Medien keine Kritik entgegenschlägt.
Um der Prawda -ÊWahrheit -ÊGenüge zu tun: Mindestens »Echo Moskau« gehört sogar zu den Medien, die sich in Russland ab und zu noch eine eigene Meinung zutrauen. Auf Dauer und im Zweifel aber gilt wohl doch: Wes Gas mich nährt, des Lied ich sing. Bernhard Hertlein

Artikel vom 05.04.2006