07.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Viel Liebe für kleine Patienten
Elternhäuser -
ein »Zuhause
auf Zeit«


Von Larissa Kölling
Kinder und Tiere bekommen immer besonders viel Aufmerksamkeit - so heißt es. Das Mitgefühl für kleine Menschen ist daher enorm - oft in großem Stil.
Deutschlandweite Spendenaufrufe, wie zum Beispiel »Ein Herz für Kinder« mit Krebserkrankungen oder Aids, finden glücklicherweise zahlreiche offene Geldbörsen. Doch Einzelschicksale bleiben oft im Dunkeln. Wenn ein Kind schwer oder dauerhaft erkrankt, ist nicht nur das Kind, sondern auch seine ganze Familie betroffen.
Von heute auf morgen verändert sich die gesamte Lebenssituation -ĂŠangefangen bei der psychischen Dauerbelastung, vielen Ängsten und Fragen, Hoffnung und Verzweifelung bis hin zur Hilflosigkeit. Hinzu kommen finanzielle Belastungen und eine Vielzahl organisatorischer Aufgaben.
Die geeignete Behandlungsmethode muss gefunden werden. Vielfach ist eine passende Klinik hunderte Kilometer entfernt, und Familien müssen sich trennen. Die Mama begleitet den kleinen Patienten, während der Rest der Familie allein zurechtkommen muss. Denn die Anwesenheit der Mutter ist für die Erkrankten besonders wichtig und fördert ihre Genesung. Kinder sind bei Krankheit anhänglicher und brauchen mehr Zuwendung. J
e kleiner das Kind ist, desto einschneidender ist das Erlebnis Krankheit. Das Kind versteht nicht, warum es sich anders, schlechter fühlt als sonst. Es wird plötzlich aus seiner alltäglichen, vertrauten Welt herausgerissen und begegnet einer beängstigenden, fremden Welt: dem Krankenhaus. Die Familie ist dann besonders wichtig.
Gibt es auch Geschwister, werden deren Probleme nicht selten übersehen. Die Sorgen der Eltern konzentrieren sich auf das kranke Kind. Es braucht viel Zuwendung. Jede freie Minute wird mit dem kleinen Patienten verbracht. Die Eltern sind oft am Rande der Erschöpfung. Die Familie muss manchmal mit wochenlangen Trennungen fertig werden. Geschwister bleiben zurück und müssen auf geregeltes Familienleben verzichten.
Freunde und Verwandte, die jetzt für Gespräche oder zur Unterstützung besonders wichtig wären, ziehen sich in dieser schwierigen Situation vielfach aus Unsicherheit zurück. Und auch viele Eltern empfinden ihre eigene Situation als unnormal und können sich in der Öffentlichkeit nicht frei bewegen.
Ein Stück Normalität für diese Familien bieten sogenannte Elternhäuser in ganz Deutschland. Dort wohnen Mütter, Väter und Geschwister, während die Patienten mit chronischen Krankheiten, Krebserkrankungen oder Herzfehlern in den nahe gelegenen Kliniken lange und intensiv behandelt werden. Diese Häuser bieten kurzzeitige Erholung und ein Stück Alltag, was wichtig ist für die Angehörigen und damit auch für die kleinen Kranken.
Denn Nähe hilft heilen.

Artikel vom 07.04.2006