05.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nachrüstung: Tanks sind beim Unfall sicher

Dekra fordert nach Crash-Test mit Erdgas-Pkw besseren Schutz für die Heck-Passagiere

Von Wolfgang Schäffer
Leipzig (WB). Nachträglich auf Erdgas umgerüstete Fahrzeuge bergen ein hohes Verletzungsrisiko. Bei Auffahrunfällen sind vor allem Heckpassagiere besonders gefährdet.

»Im Crashverhalten zwischen umgerüsteten Pkw und Vergleichsmodellen ohne Umbau zeigen sich gravierende Unterschiede.« Dekra-Vorsitzender Clemens Klinke fasst damit die Ergebnisse aufwändiger Untersuchungen der Dekra-Unfallforscher zusammen. Gleichwohl betont er aber, dass die Erdgasanlagen als solche sehr sicher sind, die Tanks dicht bleiben und keine Explosionsgefahr bestehe.
Für den Test war ein Opel Vectra Kombi, Baujahr 1998, von einem Fachbetrieb auf Erdgas umgerüstet worden. Dazu wurden drei Tanks für je drei Kilo Erdgas auf einem fest mit dem Fahrzeug verbundenen Rahmen auf dem Laderaumboden hinter der Rücksitzbank montiert. Dann wurde ein schwerer Heckaufprall simuliert. Ein 1,8 Tonnen schwerer »Stoßwagen« mit starrer Prallplatte raste mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 48 Kilometern pro Stunde gegen das Heck des stehenden Pkw. Klinke: »Das ist so, als würde ein Geländewagen oder ein Kleinlaster gegen den Kombi fahren.«
Zum Vergleich führten die Unfallforscher einen zweiten Crashtest mit einem nicht umgerüsteten Opel Vectra Kombi durch. In beiden Autos saßen Erwachsenen-Dummys auf der Rückbank. Kameras und Sensoren lieferten die entsprechenden Daten. An Kopf und Becken der Unfallpuppen wurden im Erdgasfahrzeug höherer Beschleunigungswerte gemessen als bei den Dummys des Vergleichsautos. Während die Werte für Kopf und Becken noch unter dem Grenzbereich lagen, sah es im Brustbereich deutlich schlechter aus. Die gemessenen Beschleunigungswerte hätten schwerste bis tödliche Verletzungen zur Folge. Die Ursache dafür war klar ersichtlich. »Der vordere der drei quer zur Fahrtrichtung eingebauten Gastanks schlägt im Verlauf der Deformation des Fahrzeughecks nach dem Unfall massiv auf die Rückenlehne auf«, verdeutlich Clemens Klinke. Tanks und Leitungen indessen seien aber dicht geblieben.
»Generell können wir von Fachbetrieben eingebauten Erdgasanlagen im Auto eine hohe Sicherheit bescheinigen. Bei der Insassensicherheit aber gibt es erhebliches Optimierungspotential. Wir müssen uns Gedanken machen über die Einbaulage der Gasflaschen und das durch die Einbauten veränderte Deformationsverhalten bei schweren Unfällen.« Der Dekra-Chef sieht einen größeren Abstand zwischen Tank und Rücksitzlehne im Kombination mit einer den Aufprall dämpfenden Trennplatte als mögliche Verbesserung.

Artikel vom 05.04.2006