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Autohersteller geben (Erd-)Gas

Ford, VW und Smart haben in Leipzig mit Neuheiten die Nase vorn

Von Wolfgang Schäffer
Leipzig (WB). Auf der Auto Mobil International (AMI) in Leipzig geben die Hersteller Gas. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bei den Neuheiten der Messe haben in diesem Jahr Autos mit Erdgasantrieb die Nase vorn.

Mit Ford, Volkswagen und der Mercedes-Tochter Smart zeigen gleich drei große Hersteller neue Modelle, die mit einer Kombination aus Erdgas- und Benzinmotoren ausgerüstet sind. Bereits vom Herbst an wird der Ford Focus CNG die Zahl der zugelassenen Erdgas-Pkw (derzeit etwa 31 000, dazu kommen mehr als 5000 Omnibusse und Lkw) weiter erhöhen.
Neu bei der Focus-Limousine sind die insgesamt fünf Erdgastanks, die mit 20 Kilo Gas eine Reichweite mit dem umweltfreundlichen und kostengünstigen Treibstoff (Steuerförderung bis 2020) von mehr als 300 Kilometer ermöglichen sollen. Vier der Tanks sind unter der Gepäckraumabdeckungen installiert, einer unterm Fahrzeugboden. Zusammen mit dem 55-Liter-Benzintank schafft der Zweiliter-Motor, der im Benzinbetrieb 145 und im Gasbetrieb 126 PS leistet, mehr als 1000 Kilometer ohne nachzutanken.
VW hat mit Caddy und Touran als EcoFuel ebenfalls serienreife Erdgasautos, die in Kürze auf den Markt kommen und nach Angaben von Sprecher Harthmuth Hoffmann ebenfalls eine Gasreichweite von 300 Kilometern erzielen. Zudem haben die Wolfsburger noch einen besonderen Pfeil im Köcher, der jetzt in Leipzig erstmals zu sehen war. Die Forscher haben bei dem Prototypen eines Touran EcoFuel mit 150 PS die neue Twincharger-Technologie, die im Golf GT TSI bereits Einzug gehalten hat, mit dem Erdgasantrieb kombiniert. Beim TSI-Aggregat kommt sowohl ein Turbolader als auch ein Kompressor zum Einsatz.VW-Entwickler Ekkehard Pott ist davon überzeugt, mit dieser Technik eine »ausgezeichnete Ausgangsposition zu Realisierung eines verbrauchs- und fahrleistungsoptimierten CNN-Motors« zur Verfügung zu haben. Das bei Erdgas prinzipbedingte große Turboloch werde mit dem Kompressor des Twincharger-Ansatzes unterdrückt und sei so gut wie nicht mehr zu spüren. Ob der Wagen tatsächlich auf die Straße kommt, ist nach den Worten von Pott noch nicht klar. »Wir müssen abwarten, wie die Kunden auf den Wagen reagieren.«
Ebenfalls als Prototyp steht der gasbetriebene Smart FortTwo auf dem Leipziger Stand des Herstellers. Die Gastanks am Wagenboden sollen für 140 Kilometer reichen. Völlig überraschend hat Smart dem ForFour unmittelbar vor dem Ende seines ohnehin nur kurzen Autolebens ebenfalls noch eine Premierenfeier gegönnt. Der baugleiche Bruder des Mitsubishi Colt wird serienmäßig und ohne Aufpreis mit einem zusätzlichen Flüssiggas-Tank (450 Kilometer zusätzlich) angeboten. Ansonsten ist Flüssiggas (Pkw-Bestand: 40 000) den Umrüstern vorbehalten. Obwohl 2009 die Steuervergünstigung ausläuft, befürchten Fürsprecher dieser Alternative keine Einbrüche. »Die Flüssiggas-Technik lässt sich wesentlich unkomplizierter nachträglich einbauen, als es bei Erdgas der Fall ist«, sagt der Vertriebsleiter von Chevrolet-Deutschland, Steffen Raschig. Die General-Motors-Tochter bietet ihre komplette Palette mit Flüssigas-Antrieb an und verkaufte 1400 Einheiten in 2005.

Artikel vom 05.04.2006