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Genugtuung für Kirch

Breuer wirft bei der Deutschen Bank das Handtuch

Frankfurt/Main (Reuters). Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Rolf Breuer beugt sich dem Druck des seit Jahren gegen das Geldhaus prozessierenden Medienunternehmers Leo Kirch und räumt überraschend seinen Posten. Breuers Rücktritt wird zum 3. Mai wirksam.

Breuer habe den Schritt damit begründet, »dass er die Bank nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 24. Januar 2006 von weiteren Diskussionen um seine Person entlasten wolle«, teilte das Kreditinstitut gestern mit. Nachfolger Breuers soll der jetzige Finanzvorstand der Bank, Clemens Börsig, werden.
Im Januar hatte der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe im Grundsatz entschieden, dass die Bank und Breuer eine Mitverantwortung für den Zusammenbruch des Kirch-Konzerns vor vier Jahren tragen. Kirch kann im Rahmen einer Leistungsklage Schadensersatzansprüche geltend machen. Nach früheren Angaben von Anwälten Kirchs könnten diese bis zu 1,5 Milliarden Euro erreichen.
Im Kern geht es um ein Fernsehinterview Breuers, in dem er Anfang 2002 nach Auffassung Kirchs seine Kreditwürdigkeit absichtlich in Frage stellte. »Was man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, (...) noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen«, hatte der damalige Deutsche-Bank-Chef wenige Wochen vor der größten Pleite in der deutschen Mediengeschichte gesagt.
Kirch fordert seit längerem Breuers Rücktritt. Es könne nicht sein, dass Breuer dem Institut womöglich milliardenschweren Schaden zugefügt habe, gleichzeitig aber noch das Kontrollgremium leite, so die Argumentation.
Mit einem Rechtsgutachten hatte der Medienunternehmer erst vor wenigen Wochen diese Position gegenüber dem Aufsichtsrat nochmals untermauert. Breuers Rücktritt darf damit als schwere Niederlage gewertet werden. Erst 2005 hatte der Banker seinen Posten als Aufsichtsratschef der Deutschen Börse geräumt, nachdem mehrere Aktionäre gegen ihn rebelliert hatten. Der amtierende Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann dankte Breuer: »Die Entscheidung hat er im besten Interesse der Bank getroffen.«
Börsigs Aufgaben im Management sollen auf zwei Vorstände verteilt werden, die neu in das Spitzengremium berufen werden. Zum 4. Mai übernimmt Anthony Di Iorio den Posten Börsigs als Finanzchef. Zugleich wird der Schweizer Hugo Bänziger, ein Vertrauter Ackermanns, das Risikomanagement leiten.

Artikel vom 03.04.2006