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Die Lage bleibt angespannt

Elbe-Anwohner müssen mit länger andauerndem Hochwasser rechnen

Dresden (dpa). Banges Warten an der Elbe: Die Menschen an dem Strom, der von Tschechien bis zur Nordsee fließt, müssen mit einem länger andauernden Hochwasser rechnen. Der Fluss schwillt nach den Prognosen weiter an und wird erst morgen seinen Höchststand erreichen.
Helfer sind weiterhin im Einsatz, um mit Sandsäcken Wasser-Barrieren aufzutürmen.

Allerdings wird der Stand wesentlich niedriger sein als bei der Jahrhunderflut 2002. In Tschechien mussten mehrere 1000 Menschen wegen der Überschwemmungen an der Elbe ihre Wohnungen verlassen. In Sachsen vertrieb das Wasser mehrere 100 Menschen aus ihren Häusern. Für mehrere Orte galt am Wochenende Katastrophenalarm.
In der Nacht zum Sonntag waren die Wasserstände der Elbe nur ganz langsam gestiegen oder stagnierten sogar. Am Pegel in Dresden wurden gestern 7,33 Meter gemessen, bis morgen sollen es 7,65 bis 7,85 Meter werden. Im August 2002 waren es 9,40 Meter. Normal sind zwei Meter. Die Schwankungen in den Prognosen erklärte die Landeshochwasserzentrale damit, dass es am Oberlauf in Tschechien regnet und dort aus Stauseen an der Moldau dosiert Wasser abgelassen wird, um Prag vom Hochwasser der Moldau zu entlasten. Die Moldau mündet bei Melnik in die Elbe.
In Dresden sagte Stadtsprecher Sven Kindler: »Zur Zeit ist ein bisschen Luft holen angesagt, aber die Situation bleibt natürlich angespannt.« Im Stadtteil Gohlis zogen mehr als 300 Bewohner aus Sicherheitsgründen zu Freunden und Verwandten. Dort schwappte die Elbe über den Deich. In Meißen gab es kein Haus mehr mit einem trockenem Keller. Im oberhalb von Dresden gelegenen Landkreis Sächsische Schweiz warteten gestern 650 Menschen darauf, nach Hause zurückkehren zu können. In Pirna stand die Altstadt weiter unter Wasser. Von Aufatmen könne keine Rede sein, sagte ein Sprecher. In einigen Orten fällt heute die Schule aus.
»Wir haben keine Katastrophe wie im August 2002, die Schäden sind nicht vergleichbar und wir sind besser vorbereitet«, stellte Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) fest. »Insgesamt ist die Lage beherrschbar.« Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) würdigte die Zusammenarbeit der deutschen und tschechischen Behörden. »Alles läuft wesentlich besser als 2002.« Sachsen erhält jetzt auch Hilfe von der Bundeswehr und aus anderen Bundesländern. So helfen Soldaten und Bereitschaftspolizisten aus Thüringen, Deiche zu sichern.

Artikel vom 03.04.2006