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Die Arminen schaffen Abstand

1:0 in Hannover: Dieses Mal macht es Vata bei seiner Torchance besser

Von Hans Peter Tipp
Hannover (WB). Es ist vollbracht: Nach acht Auswärtsspielen ohne Sieg feierte Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld gestern endlich wieder in der Fremde. Den entscheidenden Treffer zum 1:0-Erfolg in einem ganz schwachen Erstligaspiel bei Hannover 96 erzielte Fatmir Vata nach fünf Minuten.

Der DSC ist damit im Abstiegskampf einer der Gewinner des 28. Spieltages: Der Abstand auf den drittletzten Platz wuchs auf sieben Punkte an. »Das gibt uns Sicherheit für die nächsten Spiele«, sagte Trainer Thomas von Heesen.
Vor 34 361 Zuschauern in der AWD-Arena hatte der DSC-Coach seine Formation gegenüber dem Nürnberg-Spiel notgedrungen personell und taktisch umgebaut. Nach dem überraschenden Ausfall von Sibusiso Zuma beließ es von Heesen bei Artur Wichniarek als einziger Spitze. Dahinter postierte er eine erste, flexibel agierende Viererkette mit Fatmir Vata, Michael Fink, Radim Kucera und Ioannis Masmanidis sowie Rüdiger Kauf als Aufpasser dahinter. In der Vierer-Abwehr ersetzte Petr Gabriel wie geplant den verletzten Marcio Borges.
Was zunächst wie eine Notformation wirkte, entpuppte sich schnell als überraschende Variante. Denn schon nach fünf Minuten schloss Vata den ersten Angriff auf den eher an einen Bolzplatz im mexikanischen Hinterland erinnernden Rasen im Hannoveraner WM-Stadion erfolgreich ab. Dabei machte es der Albaner besser als noch vor einigen Wochen in Mönchengladbach.
Dort drosch Vata aus ähnlicher Position unkontrolliert neben das Tor. Dieses Mal nahm er die Linksflanke von Masmanidis nach einem im Training hundertfach einstudierten Angriffszug in aller Seelenruhe an, legte sich den Ball auf den starken linken Fuß und schob ihn aus 13 Metern zum 1:0 ins lange Eck - Arminias erster Auswärtstreffer seit 309 Minuten, seit dem 7. Februar in Mainz. »Da hat er mal mit drei statt mit 69 Stundenkilometern geschossen«, stellte der DSC-Trainer nach dieser Maßarbeit fest.
Die Hannoveraner Spieler waren geschockt. Zwar bemühten sie sich nach der 0:5-Klatsche vor einer Woche in Bremen engagiert um Wiedergutmachung, ließen dabei aber die spielerische Linie vermissen. Übermotiviert und unkontrolliert trugen die Hausherren ihre Angriffe vor, so dass sich die Bielefelder Abwehr zwar ständig belagert sah, aber niemals in Bedrängnis geriet.
Als die Bielefelder die Nachspielzeit der ersten Halbzeit dann sogar wieder in der Hannoveraner Hälfte verbrachten, da machte sich der Unmut der Zuschauer im immer noch weiten Arena-Rund bereits bemerkbar. Auf den Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Franz-Xaver Wack gab es ein gewaltiges Echo: Die Fans pfiffen zu diesem Zeitpunkt bereits auf ihre Spieler.
96-Trainer Peter Neururer reagierte auf die ungenauen Angriffsversuche seiner Mannschaft und brachte in der Pause mit Ricardo Sousa für den enttäuschenden Altin Lala einen weiteren spielstarken Akteur und nach 66 Minuten mit Michael Delura für Hashemian einen frischen Stürmer.
Der Druck der Gastgeber nahm nun zwar zu, was aber vor allem daran lag, dass die Bielefelder kaum für Entlastung sorgten. Hannoveraner Torchancen gab es erst in den Schlussminuten, als die Gastgeber die Brechstange herausholten und ein paar Mal halbwegs ordentlich das Tor anvisierten. »Da brauchten wir etwas Glück, denn 96 hatte neun oder zehn Kopfballspieler auf dem Platz, wir dagegen drei Zwerge«, sagte von Heesen. Die aber freuten sich nach dem Schlusspfiff riesig, während Hannover-Trainer Peter Neururer nur diese Worte einfielen: »Das war die schlechteste Leistung, die ich von 96 gesehen habe. Dafür kann ich mir nur entschuldigen.«

Artikel vom 03.04.2006