01.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stadtwerke machen Dampf und geben Gas

Versorger erfreut die Stadt mit Ergebnis und Aufträgen

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die Stadtwerke geben Gas und machen Dampf. Das heimische Versorgungsunternehmen sorgt mit seinen eindrucksvollen Zahlen bundesweit für Aufsehen und untermauert nach Einschätzung der Geschäftsführung seine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung für Bielefeld. Wolfgang Brinkmann: »Jegliche Diversifizierung betreiben wir in erster Linie zur Optimierung des Gewinnes für die Stadt Bielefeld.«

Das positive Geschäftsergebnis der Stadtwerke mit 29,1 Millionen Euro Konzernbilanzgewinn ermöglicht es laut Brinkmann, den städtischen Haushalt um 66 Millionen Euro zu entlasten. Die Summe setzt sich zusammen aus der Ausschüttung des anteiligen Bilanzgewinns der Stadtwerke GmbH von 17,1 Millionen Euro, der Konzessionsabgabe von 21,4 Millionen und Gewerbesteuern in Höhe von 9,3 Millionen Euro. Mit eingerechnet haben Brinkmann und sein Geschäftsführungskollege Friedhelm Rieke die Abdeckung der Verkehrsverluste (moBiel) in Höhe von 18,4 Millionen Euro. Rechnet man steuerliche Verlustabschreibung und Verlustanteil des Stadtwerke-Mitgesellschafters aus Bremen ab, kostet die Stadtkasse der ÖPNV laut Brinkmann nur noch gut fünf Millionen Euro: »Absolut günstig angesichts des Vollangebots inklusive Tunnelbetrieb.«
Der größte Teil der Investitionen wird von den Stadtwerken an die örtliche Wirtschaft vergeben. Zur Rekordsumme 2004 von 100 Millionen Euro hatte allein der Bau des Kraftwerkes bei Mitsubishi (Feldmühle) 34 Millionen beigetragen. Im Jahr 2005 erreichte man laut Brinkmann mit 38,1 Millionen wieder Normalmaß. Von 2006 an werden allein in die Renovierung des Leitungsnetzes zusätzlich fünf Millionen jährlich gesteckt. Die dann jährlich acht Millionen für diesen Posten sind, so Netzgeschäftsführer Dr. Michael Hübert, eine Sache über mindestens zehn Jahre. Brinkmann: »Wir investieren damit in Wachstumschancen und in Wertsteigerung des Unternehmens.« Allerdings: Die vertraglich vereinbarte und bislang praktizierte Vollausschüttung kann der Kämmerer der Stadt von 2006 an nicht mehr einkalkulieren. Der erhöhte Investitionsbedarf, betont Friedhelm Rieke, wird dafür sorgen, dass die Eigenkapitalquote der Stadtwerke unter die 35-Prozent-Marke sinkt und damit die Vollausschüttung aussetzt.
Wichtiger als das »gute Ergebnis« insgesamt ist für Rieke und Brinkmann, dass der Versorger in allen Sparten durch die Bank erfreuliche Zahlen vermelden kann und effiziente und kostengünstige Geschäftsprozesse eben von der Deutschen Bank testiert bekam. Unter dem Strich: Telefontochter BiTel hat ihren Jahresüberschuss auf 1,2 Millionen Euro mehr als verdoppelt, Verkehrstochter moBiel ihren Verlust merklich auf 18,4 Millionen Euro reduziert. Dazu stiegen die Umsätze bei Erdgas, Strom und Fernwärme überproportional. Was die Bielefelder ebenfalls freuen dürfte: Allein 800 000 Euro der höheren Energiebezugskosten haben die Stadtwerke »aus eigener Tasche« bezahlt und nicht an den Endverbraucher weitergegeben.
Ehrgeizige Ziele haben die Stadtwerke auch für 2006: Profitables Wachstum scheint sicher. Konzernumsatz und Jahresergebnis sollen gehalten werden. Im Stromgeschäft möchte man weiter zulegen und in dem am Anfang der Liberalisierung stehenden Gasmarkt hat man ebenfalls Ambitionen. Rieke: »Wir sehen da durchaus Chancen, wissen ja vom Strom, wie es am Markt geht.«

Artikel vom 01.04.2006