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Auch der Autoscooter kann Ort der Einkehr sein

Schausteller feiern Konfirmation auf der Frühjahrskirmes


Bielefeld (MiS). Momente der Ruhe und der Einkehr - auf einem Rummelplatz vermutet man sie gemeinhin nicht. Aber es gibt sie. Am Sonntag zum Beispiel, als mit Christina Schneider (14) und Patrick Rasch (16) zwei Schausteller-Kinder konfirmiert wurden.
Im Autoscooter auf der Frühjahrskirmes an der Radrennbahn, wo sonst bei lauter Musik die Kirmesbesucher ihre Crashtests absolvieren, waren Stühle und Bänke aufgestellt. Vor dem Kassenhäuschen hatte Pastorin Regina Hallmann einen Altar aufgebaut, und dann begann der Gottesdienst mit einem modernen Klassiker unter der Kirchenliedern: »Danke für diesen guten Morgen«.
Regina Hallmann ist eine von drei Seelsorgern der Evangelischen Kirche in Deutschland, die für die Zirkus- und Schaustellerfamilien zuständig sind. Mit dem Dienst-Wohnwagen reist die Pastorin aus Hamburg durch die Lande. Ihre Gemeindeglieder kann sie nur sporadisch sehen.
So auch die beiden Konfirmanden Christina und Patrick. Die haben den obligatorischen Konfirmandenunterricht nicht in Form wöchentlicher Treffen absolviert. Sie haben von Pastorin Hallmann »Reisebriefe« erhalten. Die enthielten Fragen zum Glauben, kleine Aufgaben, die es zu bearbeiten galt. Per Fax ging dann alles zurück an die Pastorin. Am Ende der Fern-Unterweisung stand schließlich ein Seminar, in dem mehrere Zirkus- und Schaustellerkinder zusammen kamen.
Die Konfirmation auf dem Rummel war für die Schausteller ein großes Familienfest. Gefeiert wurde anschließend in Stratmanns reisendem Café mitten auf der Kirmes. Um 14 Uhr drehten sich wieder die Karussells. Mancher hatte vielleicht noch das Schausteller-Gebet im Ohr, das Regina Hallmann gesprochen hatte: »Lass mich bedenken mein Vorrecht, als Schausteller Freude und Vergnügen zu bringen allen Menschen.«

Artikel vom 03.04.2006