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Rudern im
Auftrag der
Universität

Tradition »Boat Race«

London (dpa). Die Zeitreise in das vergangene Jahrhundert beginnt jeden Morgen um 5.30 Uhr. Nur widerwillig quält sich Sebastian Schulte aus den Federn. »Ich hasse das frühe Aufstehen«, sagt der Ruderer aus Wiesbaden.

Es ist nicht die einzige Unannehmlichkeit, die er seit etwa sechs Monaten in Kauf nimmt. Neben dem zeitraubenden Engagement für seine Doktorarbeit bereitet er sich auf das »Boat Race« vor. Der historische Ruder-Wettstreit zwischen den Elite-Universitäten Oxford und Cambridge entschädigt für alle Entbehrungen: »Bisher habe ich keine Sekunde bereut.«
Zusammen mit Thorsten Engelmann (Berlin) und Sebastian Thormann (Wertheim) will Schulte an diesem Sonntag (17.35 Uhr/DSF) die »Hellblauen« aus Cambridge zum Sieg über den Achter der »Dunkelblauen« aus Oxford führen. Die verrückte Idee zweier Studenten, den Mythos von der Rivalität beider Hochschulen in einem Ruderduell zu pflegen, hat all die Jahre überlebt. Neben dem Tennis-Turnier in Wimbledon und dem Pferderennen in Ascot zählt das Boat Race noch immer zu den Höhepunkten des englischen Sportjahres. Auch bei seiner 152. Auflage werden mehr als 200 000 Zuschauer am Ufer der knapp 6,8 Kilometer langen Strecke zwischen den Londoner Stadtteilen Putney und Mortlake stehen.
Der große Zuspruch macht das Rennen für die Ruderer zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das unruhige Wasser, die starke Strömung und der kurvenreiche Kurs fordern Ausdauer und Geschick. Kaum jemand weiß das besser als Schulte. Schon im vergangenen Jahr ging der Recke aus dem Deutschland-Achter an den Start. Zumindest aus sportlicher Sicht erinnert er sich nur ungern: »Diese Niederlage gegen Oxford tat mehr weh als Platz vier bei Olympia.«
Die Chancen stehen gut, dass ihm eine ähnliche Erfahrung diesmal erspart bleibt, und Cambridge zum insgesamt 79. Mal triumphiert. Bei den englischen Buchmachern wird seine Crew als Favorit gehandelt. Aus gutem Grund: Seit dem Sieg im Achter-Rennen um den Hanse-Cup im vergangenen Oktober in Rendsburg über die Nationalteams aus England, Deutschland und den USA haben sich alle Auserwählten dank des harten Trainings merklich verbessert.

Artikel vom 01.04.2006