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Hier gibt's absolut nichts zu meckern

Im »Rosenkavalier« haben Olga, Ortrud, Olivia & Co ihren großen Auftritt

Von Burgit Hörttrich und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Wenn Ortrud, Olga, Olivia und das »Waldschaf«, mit 14 Jahren Älteste des Quartetts und ohne besonderen Vornamen, die Bühne betreten, dann gibt es nichts zu meckern. Im Gegenteil. Regisseur Frank Hilbrich hofft, dass das Publikum sich das Lachen nicht verkneifen kann.

»'Der Rosenkavalier' ist schließlich eine Komödie,« sagt er. Rosenkavalier? Die ohnehin große Besetzung, die die Komödie mit Musik von Hugo von Hofmannsthal erforderlich macht, wird ergänzt um vier Kamerun-Schafe aus der Zucht von Gabi Obermark. Die Haarschafe sehen aus wie Ziegen, auf jeden Fall ländlich-urig und darauf kommt es Frank Hilbrich an. Schließlich sollen Ortrud, Olivia, Olga samt »Frauchen« Gabi Obermark, kostümiert als Schäferin, gemeinsam mit dem verarmten Baron Ochs auf Lerchenau (Brian Bannatyne-Scott) in den Salon des neureichen Herrn von Faninal (Stefan Heidemann) einziehen. Hilbrich kommt es dabei auf den Gegensatz an: hier Eleganz, da heruntergekommener Landadel. Theatralisch habe er bislang noch nie mit Schafen zu tun gehabt, er fände die Tier aber sympathisch und er sei beim Theater Bielefeld mit seiner Idee, lebendige Vierbeiner einzusetzen, gleich auf Begeisterung gestoßen. »Nur woher nehmen, das war die Frage,« so der Regisseur.
Zuerst habe man an Olderdissen gedacht, dort auch schon Fotos gemacht, die Schafe hätten aber inzwischen Lämmer und seien dementsprechend unleidlich. Gabi Obermark, »Herrin« über rund 100 Schafe, konnte helfen: Das Kamerun-Schaf-Quartett ist schon älter und gesetzter, dazu, wie sie sagt, »absolut stresserprobt«: »Die kann nichts erschüttern.« Zudem seien Ortrud, Olga & Co. überaus zahm. Leider, so die Züchterin, könnten sich die Schafe zur Premiere am 9. April wohl nicht von ihrer optisch schönsten Seite zeigen: »Sie stehen im Fellwechsel, wirken deshalb ein wenig struppig.« Aber: Bis Juni sind rund zehn Vorstellungen geplant. Geprobt werden muss nicht nur gemeinsam mit den Sängern auf der Bühne, sondern vor allem auch das Treppensteigen bis zur Bühne. Gabi Obermark: »Wir haben auch schon zu Hause geübt.«
Regisseur Hilbrich hat für seine tierischen Darsteller einen Bühnenaufenthalt von etwa zehn Minuten vorgesehen: »Stellen sie sich gut an, gibt es noch einen zweiten Auftritt.« Als Garderobe muss der Transporter, der hinter der Oetkerhalle geparkt wird, dienen, bei der Gage allerdings herrscht Gleichberechtigung: Gabi Obermark, Olga, Ortrud, Olivia und das Waldschaf bekommen jeweils ein identisches Künstlerhonorar.

Artikel vom 03.04.2006