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Über Idee des Burgverkaufs
zumindest nachdenken

BfB wirft Politik und Verwaltung Fantasiemangel vor

Bielefeld (bp/mm). Übers Ziel hinausgeschossen oder ein kreativer Gedanke? An der Äußerung von Baudezernent Gregor Moss, eine Privatisierung der Sparrenburg nicht auszuschließen (das WESTFALEN-BLATT berichtete), scheiden sich die Geister. Rückendeckung erhält der Beigeordnete jetzt vom Fraktionschef der Bürgergemeinschaft (BfB), Ralf Schulze.

In einer Fachausschussitzung am vorigen Mittwoch hatte Moss in einem Halbsatz gesagt, er könne sich vorstellen, Bielefelds Wahrzeichen zu privatisieren. Oberbürgermeister Eberhard David stellte am Folgetag sofort klar: »Die Sparrenburg wird nicht verkauft!« In diesem Sinne erklärten sich auch die Fraktionsvorsitzenden Rainer Lux (CDU) und Pit Clausen (SPD).
BfB-Fraktionschef Ralf Schulze ist gegenteiliger Auffassung. Die kreativen Gedanken des Baudezernenten zur wirtschaftlichen Nutzung der Sparrenburg überforderten offenbar Politik und Verwaltung, meint er: »Obwohl für eine Sanierung der Burg in den nächsten Jahren erhebliche Millionenbeträge notwendig sind, verweigert man sich ohne weiteres Nachdenken den Äußerungen von Moss.« Der Beigeordnete wolle den Bürgern nicht mit einer Schranke den Zugang zum Wahrzeichen der Stadt verwehren, sondern er denke über eine Nutzung nach, die geeignet wäre, das strapazierte Stadtsäckel zu entlasten.
Als Beispiel dafür, was machbar ist, führt Schulze Schloss Waldeck oberhalb des Ederstausees an: »Die Stammburg des dortigen Fürstengeschlechtes hat man dem Tourismus erhalten und gleichzeitig ein Hotel der gehobenen Klasse errichtet. Der Burgberg dort ist jedermann zugänglich.«
»In Bielefeld stellt man sich offenbar auf den Standpunkt, was 800 Jahre war wie es ist, muss weitere 800 Jahre so bleiben. Das aber beweist nur fehlende Fantasie und Kreativität«, resümiert Schulze.
Die Sparrenburg wird in den nächsten Jahren viel Geld kosten. Im Juni dieses Jahres soll mit der Reparatur der Bastionsmauern, im Juli mit den Entwässerungsarbeiten begonnen werden. Die Stadt Bielefeld hat im Haushalt 2006 500 000 Euro für die ersten Sanierungsschritte eingeplant. Bürgerengagement brachte weitere 260 000 Euro zusammen.
Nach dem aktuellen Gutachten von Prof. Dr. Erwin Schwing haben sich die Schäden, die erstmals vor gut zwei Jahren sichtbar wurden, noch erheblich verschlimmert. Der Sachverständige rechnet damit, dass insgesamt 7,5 Millionen Euro erforderlich sein werden, um die Burg zu sanieren. 50 Prozent der Fläche müssen nach seiner Meinung sofort gesichert werden. Kostenpunkt: fünf Millionen Euro.
Die zwischen 1240 und 1250 erbaute Sparrenburg ist erst seit 1879 in städtischem Besitz. Damals kaufte die Kommune die Anlage für 8934,90 Mark vom preußischen Staat. 1944 wurde die Burg von Bomben getroffen und konnte erst fünf Jahre später wieder betreten werden.

Artikel vom 01.04.2006