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Voller Einsatz gegen Folter
und für Menschenrechte

WESTFALEN-BLATT-Serie, Folge 1: HES-Amnesty-Gruppe

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). »Nimm dein Leben selbst in die Hand!« Früher oder später wird wohl jeder Jugendliche mit diesem wohlmeinenden Ratschlag konfrontiert. Eine Meinung zu haben oder Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, lernt man jedoch nicht von jetzt auf gleich. In einer neuen Serie stellt das WESTFALEN-BLATT Menschen aus dem Bielefelder Süden vor, die bereits in jungen Jahren eigene Wege gehen.

Die erste Folge beschäftigt sich mit der Menschenrechtsgruppe an der Hans-Ehrenberg-Schule. Diese jungen Menschen sind - ebenso wie alle anderen Porträtierten: »Ganz schön auf Zack«.
»Wenn irgendwo auf der Welt jemand gefoltert wird, darf uns das hier in Deutschland nicht egal sein«, sagt Rahel van Norden. Um sich für die weltweite Wahrung der Menschenrechte einzusetzen, engagiert sich die 15-Jährige gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen Dorothea Deppermann, Melanie Großeastroth, Kendra Grotz, Maria Hofemeister und Julia Röhrer in der Amnesty-International-Gruppe des Hans-Ehrenberg-Gymnasiums.
»In der derzeitigen Zusammensetzung treffen wir uns seit eineinhalb Jahren«, sagt Gruppenleiter Wolfgang Schulte. Nach dem Menschenrechtstag 2004 seien die damaligen Neuntklässlerinnen auf ihn zugekommen. »Die Mädchen waren schockiert von dem, was sie bei verschiedenen Workshops über Folter, Menschenrechtsverletzungen an Frauen oder Rüstungsexporte erfuhren«, erinnert sich der Lehrer. Aus dem Wunsch heraus, sich langfristig mit diesen und weiteren Themen zu beschäftigen, seien sie der Menschenrechtsgruppe beigetreten und hätten seither verschiedene Projekte umgesetzt.
»Für den Menschenrechtstag 2005 haben wir eine Unterrichtsreihe zum Thema Todesstrafe konzipiert«, erzählt Melanie Großeastroth. Auch habe sich die Gruppe an der Aktion »Million Faces« beteiligt. Ziel dieses Projektes ist es, weltweit eine Million Fotos von Menschen zu sammeln, die Gesicht zeigen für bessere internationale Waffenkontrollen. »Um unsere Mitschüler auf unser Anliegen aufmerksam zu machen, haben wir in der Pausenhalle eine Ausstellung mit Bildern von verwundeten Kriegsopfern organisiert«, so Rahel van Norden weiter. Mit erstaunlicher Resonanz: Viele seien so schockiert gewesen, dass sie sich spontan bereit gefunden hätten, sich für die Aktion fotografieren zu lassen.
»Erst kürzlich haben wir uns zudem an der Aktion ÝBelarus 16Ü beteiligt«, ergänzt Wolfgang Schulte. Um sich dem weltweiten Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in Weißrussland anzuschließen, habe die Gruppe eine Mahnwache vor der Schule abgehalten. Dabei habe sie 200 Unterschriften für einen Aufruf zu mehr Demokratie in der ehemaligen Sowjetrepublik gesammelt.
»Meist unterstützen wir Aktionen, die uns von Amnesty International vorgeschlagen werden«, beschreibt Melanie Großeastroth die Ausrichtung. Eigene Themen gebe es selten. »Glücklicherweise gibt es in Deutschland keine Menschenrechtsverletzungen. Sonst würden wir natürlich zuerst dagegen vorgehen«, sind sich die Gruppenmitglieder einig.
Den gemeinsamen Einsatz für die Rechte Benachteiligter empfinden alle als sehr wichtig. Dass er irgendwann die Basis für ein eigenes politisches Engagement bilden könnte, will derzeit keine der Zehntklässlerinnen ausschließen.
Lesen Sie in der zweiten Folge in der kommenden Woche, wie Kristina Ruhe (21) während eines freiwilligen Ökologischen Jahres auf der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld neue Impulse für ihre berufliche Zukunftsplanung erhält.

Artikel vom 01.04.2006