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»Wundermittel«
fehlt Zulassung

Amt lässt »Neosino« analysieren

Von Christian Althoff
Bad Salzuflen (WB). Das von dem Bad Salzufler Tüftler Gerd Thöne entwickelte und auch über Apotheken vertriebene Nahrungsergänzungsmittel »Neosino« besitzt nach Behördenangaben überhaupt keine Zulassung. »Es ist nicht verkehrsfähig«, erklärte gestern Jochen Heimberg, der Sprecher des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Bonn.

»Neosino« enthält nach Thönes Angaben Mineralien wie Silizium in einer Größe von nur wenigen Millionstel Millimetern. Durch diese Nano-Größe sollen die Stoffe schnell ins Blut gelangen und zu besserer Fitness führen. Werbeträger sind neben anderen der FC Bayern-München mit seinem Stürmer Roy Makaay. Nachdem unter Experten ein Streit entbrannt war, ob die Teilchen wirklich nur einige Nanometer groß sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachtes gegen die Neosino AG aus dem hessischen Griesheim (WB vom 17. März).
Gestern kam nun heraus, dass Neosino überhaupt nicht zugelassen ist. Jochen Heimberg: »Die Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel enthält eine Anlage, in der alle erlaubten Vitamine und Mineralstoffe aufgeführt sind. Das von dem Hersteller nach eigenen Angaben benutzte Silizium steht nicht auf dieser Liste, und eine Verwendung ist damit nicht zulässig.« Für die rechtmäßige Herstellung und den Verkauf des Mittels sei eine Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes erforderlich, und die habe die Neosino AG nicht beantragt. Maßnahmen gegen den Hersteller könnten aber nur von den Bundesländern ergriffen werden, die für die Lebensmittelüberwachung zuständig seien, sagte Heimberg. Als erstes Land will Rheinland-Pfalz nun gegen die Neosino-AG vorgehen.
Auch der Landkreis Darmstadt-Dieburg, in dem der Börsenneuling Neosino seinen Sitz hat, hat erste Maßnahmen ergriffen: »Wir lassen das Mittel gerade beim hessischen Landesuntersuchungsamt in Wiesbaden analysieren. Wir wollen wissen, was da drin ist«, sagte gestern eine Sprecherin des Kreises.
Eine in der vergangenen Woche gestellte Anfrage des WESTFALEN-BLATTes zur Zulassung von Neosino hat der Hersteller bislang nicht beantwortet. Auch weitere Fragen lässt die AG offen. So heißt es in der Patentanmeldung Gerd Thönes vom 22. Mai 2003, die dem Mittel zugrunde liegt, in klinischen Versuchen seien das Krebswachstum gestoppt und Tumore verhärtet worden. Wer diese angeblichen Studien wo durchgeführt hat - darüber schweigt die Neosino AG.

Artikel vom 31.03.2006