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Die Stürmer machen Stress

Klasnic und Valdez sorgen für Werder-Theater

Bremen (dpa). Zu Beginn der Woche trainierte Werder Bremens Coach Thomas Schaaf eine Gruppe der Shakespeare Company. Der Zeitpunkt der ungewöhnlichen Nachhilfemaßnahme für die Schauspieler- Truppe hätte nicht besser gewählt sein können, denn beim Bundesligisten spielt sich derzeit ein ungewohntes Theater ab.
Hauptdarsteller sind die Stürmer Nelson Valdez (22) und Ivan Klasnic (26), die sich in den Rollen des jungen Wilden und des unverstandenen Helden gefallen. Derbe Worte und harsche Kritik am Trainer waren für das beschauliche Bremen eine Uraufführung.
Reagieren oder nicht reagieren? Das war die Frage für Schaaf und Manager Klaus Allofs. Während in Bremen ansonsten die meisten Dinge hinter den Kulissen geregelt werden, gab es zumindest im Fall von Klasnic einen öffentlich vorgetragenen Konter. Schließlich hatte der Stürmer ein grobes verbales Foul begangen. »Ich bin vom Trainer enttäuscht«, hatte der gegen Hannover 96 nur eingewechselte Kroate gesagt. »Wenn er mir die Gründe erklärt hätte, warum ich nicht spiele, hätte ich es vielleicht noch verstehen können. Doch er hat nichts gesagt, gar nichts. Das kapiere ich nicht, das akzeptiere ich nicht.« Patzig hatte er hinterher geschoben: »Wenn er mich jetzt ansprechen will, weil er meinen Ärger in der Zeitung liest, braucht er nicht zu kommen. Er hätte von allein kommen müssen!«
Solch deftige Kritik am Übungsleiter hat in Bremen noch niemand vernommen. Auch Valdez' Ärger bekam die Club-Führung zu spüren. Der mit seiner Rolle als Edel-Joker unzufriedene Stürmer, der als Klasnic-Ersatz drei Tore gegen Hannover erzielte, polterte: »Ich habe die Schnauze voll.«
Derartige Risse in der scheinbar heilen Werder-Welt sind neu. Zumal Schaaf, der beim Trainingsspiel mit der Shakespeare Company im »Team Tragödie« mitkickte, eine neue Rolle in der Bundesliga-Inszenierung übernahm und - ohne seinen Kritiker direkt anzusprechen - ein Revanchefoul beging: »Wenn einer einige Wochen gut spielt und dann meint, das würde reichen - der hat den Schuss nicht gehört.« Manager Klaus Allofs bestellte den aufmüpfigen Klasnic zum Einzelgespräch: »Ich habe ihm klar gemacht, dass er sowas nicht sagen darf.«
Thomas Schaaf reagierte gelassen. »Wir haben gezeigt, dass wir damit umgehen können«, meinte der Fußball-Lehrer. Nach dem Gespräch mit Allofs sei Klasnic auf ihn »zugekommen.« In der Startformation gegen Frankfurt dürfte der Nationalspieler aber morgen erneut fehlen. Vielleicht sind die Stürmer auch deswegen so nervös, weil Manager Allofs ganz offensiv das Interesse am Kölner Lukas Podolski publik machte.

Artikel vom 31.03.2006