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Auf vier Bewerber nur
eine einzige Lehrstelle

Alarm auf Ausbildungsmarkt: Angebot erneut gesunken

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Die Agentur für Arbeit schlägt Alarm: In der Region Bielefeld/Gütersloh ist im dritten Jahr in Folge die Zahl der angebotenen Lehrstellen auf einen neuen Tiefststand gesunken. Rangeln im Landesdurchschnitt NRW zwei Bewerber um einen Ausbildungsplatz, laut das Verhältnis in der Stadt und in dem Nachbarkreis 4:1.

2551 Ausbildungsstellen haben Betriebe aus der Region Bielefeld/Gütersloh von Oktober vergangenen Jahres bis Ende dieses Monats bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bielefeld (ehemals Arbeitsamt) zur Vermittlung angeboten. Das waren 202 oder 7,3 Prozent Lehrstellen weniger als im Vorjahreszeitraum. »Wir haben alle ganz große Sorge um den Marktausgleich«, stellte der Leiter der Bielefelder Agentur für Arbeit, Dr. Peter Glück, klar. So stünden in Bielefeld 1439 Ausbildungsplatzsuchenden lediglich 377 angebotene Lehrstellen gegenüber. Deshalb richtete Glück an Handel, Handwerk und Industrie den Appell zur »moralischen Ausbildungsverpflichtung der Betriebe«.
»Wir haben eine deutliche Schieflage«, unterstrich ebenfalls Monika Griepentrog, Bereichsleiterin bei der Agentur für Arbeit. Selbst die viel beschworene Mobilität helfe Lehrstellensuchenden nicht weiter: »Die Situation ist in Bielefeld wie im Nachbarkreis Gütersloh gleichermaßen schwierig.« Während bei Handel, Industrie und Dienstleistungsgewerbe Lehrlinge gesucht würden, gebe es unter anderem bei den Metallberufen, der Bau- und Baunebenbranche sowie Hauswirtschafts- und Reinigungsberufen überdurchschnittliche Rückgänge von bis zu 22,9 Prozent.
Bernd Wulfhorst, Teamleiter Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit, verwies auf die verstärkten Anstrengungen bei der Ausbildungsvermittlung. Man habe bei der Behörde das Personal bereits mehr als verdoppelt und werde zum 1. April noch zwei weitere Stellen besetzen. Dennoch sei man bei der Behebung der Lehrstellenmisere auf die Hilfe der Unternehmen angewiesen. Sonst, Wulfhorst, würde man nur den Mangel verteilen: »Wir müssen versuchen, in allen Bereichen zusätzliche Stellen zu bekommen.«
Elmar M. Barella, Geschäftsführer Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, versicherte beim gemeinsamen Gesprächstermin mit der Agentur für Arbeit und der Industrie- und Handelskammer, dass man alles tun werde, »um die vielen Unversorgten unterzubringen«. Gleichzeitig regte Barella für angehende Auszubildende ein ganz auf den jeweiligen Beruf bezogenes Grundbildungsjahr an. Er machte aber auch darauf aufmerksam, dass viele Ausbildungsbetriebe deutliche schulische Defizite bei Lehrstellenbewerbern feststellen würden. Vor allem bei Deutsch- und Mathematikkenntnissen gebe es Schwächen.
Swen Binner, Geschäftsführer Berufliche Bildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), erklärte unterdessen, dass die Entwicklung der Ausbildungsverträge im IHK-Bereich in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh stabil sei. Für Bielefeld seien derzeit 429 neue Lehrverträge eingetragen. Das bedeute ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. »Wir bewegen uns bei den Ausbildungsverträgen auf einem relativ hohen Niveau. Nur reicht das noch nicht aus«, so das Fazit.
Wer freie Ausbildungsplätze anzubieten hat, der kann sich beim Arbeitsamt unter folgender Nummer melden: 0521/5871717.

Artikel vom 31.03.2006