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Wilde Verfolgungsjagd auf der Kreisstraße

Nach vier Platzverweisen im Kreis Höxter fürchtete Schiedsrichter um sein Leben


Von Jürgen Drüke
Steinheim (WB). Ein Fußballschiedsrichter fürchtete auf der Kreisstraße zwischen Bergheim und Oeynhausen im Kreis Höxter um sein Leben. Der Grund war eine Verfolgungsjagd, die dem Unparteiischen galt. Der Täter soll der Spielertrainer des türkischen A-Ligisten TSC Steinheim (Sportkreis Höxter) gewesen sein. Eine Stunde vorher hatte der Schiedsrichter in Steinheim ein A-Ligaspiel mit TSC-Beteiligung geleitet, das in der Schlussphase eskaliert war.
Zur Vorgeschichte: Diesen Abend des 31. März 2006 wird Helge Heinemann niemals vergessen. Er hatte das A-Ligaspiel TSC Steinheim -ÊSV Bredenborn (5:5) gepfiffen. Auf der Heimfahrt nach Bad Driburg wurde der Referee von einem Audi überholt. Der Audi-Fahrer nahm unmittelbar nach dem Überholvorgang eine Vollbremsung vor, um offensichtlich einen Auffahrunfall zu provozieren. Der 61-jährige Heinemann hatte sich das Kennzeichen des Audi gemerkt und stellte später Strafantrag. Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass es sich bei dem Fahrzeughalter um den Spielertrainer des TSC handelt.
»Ich fürchtete um mein Leben und konnte nur durch schnelles Reagieren das Schlimmste verhindern«, schilderte der Unparteiische, immer noch mitgenommen, gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT die wilde Verfolgungsjagd auf der Kreisstraße. »Plötzlich wurde mir klar, dass mich dieser Audi seit meiner Abfahrt aus Steinheim bereits das zweite Mal überholt hatte und mich verfolgte.«
Der erfahrene Referee, der einst in der Oberliga Spiele leitete, verwies in der Schlussphase des A-Ligaspiels Steinheim - SV Bredenborn vier TSC-Akteure des Feldes. Die abstiegsbedrohten Türken führten bis zur 65. Minute mit 5:2-Toren. Dann allerdings folgte die Aufholjagd der Bredenborner. Nach dem Anschlusstreffer zum 3:5 und zwei verwandelten Foulelfmetern stand es plötzlich 5:5. Drei TSC-Akteure verloren die Beherschung. Es wurde geschlagen, getreten, gewürgt und gespuckt. Die Folge waren drei Platzverweise, zudem gab es noch eine gelb-rote Karte gegen einen Steinheimer. »Bis zur 80. Minute hatte es für beide Teams vier gelbe Karten gegeben«, schilderte Heinemann. Nach dem 5:5-Ausgleich eskalierte es: »Ein Bredenborner Spieler wurde geschlagen, einer wurde gewürgt und ein weiterer ganz böse gefoult. Da blieb mir nichts anderes übrig, als drei Mal die rote Karte zu zücken«, erklärte Heimemann. Dem TSC droht zudem der Aussschluss vom Spielbetrieb.

Artikel vom 03.04.2006