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Spekulationen
um Einstellung
der Ermittlung

Der Fall Calmund

Leverkusen (dpa). Die Staatsanwaltschaft Köln hat Spekulationen über eine Einstellung der Ermittlungen gegen den Ex- Bundesligamanager Reiner Calmund wegen des Verdachts der Untreue genährt.
»Es ist zwar denkbar, dass Herr Calmund etwas großzügig mit dem Geld umgegangen ist. Aber dafür, dass er in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, gibt es bislang keine klaren Hinweise«, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Kapischke dem Kölner »Express«. Untersucht wird ein möglicher Gesetzesverstoß Calmunds im Zusammenhang mit Barzahlungen von 580 000 Euro aus der Vereinskasse von Bayer 04 Leverkusen an Spielervermittler Volker Graul aus Borgholzhausen (Kreis Gütersloh).
Unterdessen berichtet der »Spiegel« über weitere angeblich dubiose Rechnungen, die Calmund vom südamerikanischen Spielervermittler Juan Figer erhalten haben soll. Hintergrund sei die Stellungnahme des Bayer-Anwalts Walther Graf vom 9. März, die der Staatsanwaltschaft Köln vorliegt.
Ausweislich dieses zwölfseitigen Schreibens soll Calmund im Sommer 2003 seinem Mitgeschäftsführer Wolfgang Holzhäuser mehrere Rechnungen von Figer vorgelegt haben. In dem Schreiben soll es um angebliche Provisionen für die Vermittlung der Spieler Juan, Zé Roberto und Robson Ponte gegangen sein, die für Holzhäuser nicht nachvollziehbar gewesen seien.
So habe Juan schon über eine Saison bei Bayer gespielt, Zé Roberto war zu Bayern München weitergezogen. Und mit Ponte, der nach Wolfsburg ausgeliehen war, habe es bereits einen Rückkehrvertrag gegeben. Laut Bayer-Papier verschwanden die Originalrechnungen wieder aus dem Büro von Holzhäuser, nachdem er Calmund über seine Bedenken unterrichtet hatte. »Wir haben im Vorgriff auf diese zu erwartenden Veröffentlichungen die Staatsanwaltschaft über den Sachverhalt der brasilianischen Transfers informiert«, sagte Calmund-Anwalt Stefan Seitz. »Sie spielten bei der Vernehmung von Calmund keine entscheidende Rolle.«
Wie der »Focus« berichtet, soll auch Holzhäuser mehr als 100 000 Euro für Optionen auf Spielertransfers gezahlt haben. Er soll Ende Januar 2003 den Kölner Spielervermittler Michael Ruhnau mit 145 000 Euro honoriert haben. Der von Ruhnau beratene Brasilianer Cacau wechselte aber nicht von Nürnberg nach Leverkusen, sondern unterschrieb in Stuttgart.

Artikel vom 03.04.2006