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Leverkusen
wie im Rausch

Fans schimpfen auf Holzhäuser

Leverkusen (dpa). Glanz und Elend liegen bei Bayer Leverkusen derzeit dicht beieinander. Trotz der besten Saisonleistung machte der Bayer-Anhang seinem Unmut über die Querelen der letzten Wochen lautstark Luft.
Beim 5:1-Torfestival gegen den 1. FC Kaiserslautern spielten sich die Profis zwar in einen Rausch, doch die Fans skandierten nach jedem Treffer »Holzhäuser raus«. Unbeeindruckt von der Calmund-Affäre kommt derweil das Team von Trainer Michael Skibbe im Endspurt um die UEFA-Cup-Ränge immer besser in Tritt und kletterte auf den sechsten Platz. »Das war phasenweise Fußball vom Allerfeinsten. Wir sind jetzt wieder richtig gut im Rennen«, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Gäste-Coach Wolfgang Wolf ging dagegen mit seiner desolaten Elf hart ins Gericht: »Mit der Leistung haben wir in der Bundesliga nichts zu suchen.«
Für Völler war Lautern »mit fünf Stück gut bedient.« In der Tat war das Ergebnis für die Gäste schmeichelhaft. Denn neben den Toren von Tranquillo Barnetta (9.), Clemens Fritz (85.) und dem Dreierpack von Dimitar Berbatow (37./61./90.+1) trafen die Bayer-Profis noch zwei Mal den Pfosten. Für das Wolf-Team betrieb Marcelo Pletsch (64.) Ergebniskosmetik. Weitaus schmerzhafter waren für die Hausherren die Misstöne gegen Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Den Gegenspieler des mit Sprechchören gefeierten Reiner Calmund haben die Fans als Sündenbock ausgemacht. »Das ist sehr unfair Herrn Holzhäuser gegenüber«, sagte Meinolf Sprink, der Sportbeauftragte der Bayer AG.
Trösten konnten sich die Leverkusener Verantwortlichen mit der neu gewonnenen Spielkultur, die nach dem Sieg in Stuttgart (2:0) erneut zum Tragen kam. »Viele agieren jetzt auf der Position, auf der sie ihr Potenzial voll abrufen können«, begrüßte Kapitän Carsten Ramelow die Umstellung auf ein System mit drei Spitzen. Die quirligen Außenangreifer Barnetta und Paul Freier stürzten die überforderte FCK-Defensive von einer Verlegenheit in die andere.
Bestätigt Freier seine Form, ist er eine Alternative für das Nationalteam. »Paul ist einer der wenigen deutschen Spieler, der die Eins-gegen-Eins-Situation sucht«, sagte Völler, der sich als ehemaliger Teamchef aber Zurückhaltung auferlegt: »Ich will ihn nicht in die Nationalelf reinsingen.«

Artikel vom 03.04.2006