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Köppel rechnet ab

Gladbachs Trainer geht die Nörgelei auf die Nerven

Mönchengladbach (dpa). Horst Köppel ließ mächtig Dampf ab. Nach dem erlösenden 2:1 (2:1) über Borussia Dortmund nutzte er die Gunst der Stunde zur Abrechnung mit seinen Kritikern.
»Diese ständige Nörgelei geht mir mehr und mehr auf den Keks«, schimpfte der Mönchengladbacher Fußball-Lehrer. Einmal in Fahrt drohte er gar mit Rücktritt: »Es gibt immer noch Großmäuler, die mir ans Bein pinkeln. Die sollen endlich damit aufhören, sonst schmeiße ich hin.«
Trotz wachsender Punktzahl scheint die Zahl der vereinsinternen Fürsprecher zu sinken - zum Leidwesen von Köppel. Zumindest für die kommende Woche blieben ihm dank der beiden Tore von Nando Rafael (6./34.) weitere Diskussionen um die eigene Zukunft erspart. Nicht ohne Stolz erinnerte der Coach nach dem Schlusspfiff an seine mutige Umstellung: Die neue 4-3-3-Variante erwies sich als probates Mittel, um den kurzen BVB-Höhenflug zu stoppen. »Wenn das nicht geklappt hätte, hätte es wieder geheißen, der Vollidiot stellt um«, sagte Köppel voller Sarkasmus.
Anders als noch beim beschämenden 0:3 eine Woche zuvor in Kaiserslautern lag er mit der Auswahl des Personals und der taktischen Marschroute goldrichtig. Noch immer ist der UEFA-Cup-Platz bei nur drei Punkten Abstand zum Tabellen-Fünften Hertha BSC zum Greifen nahe. Und doch kann sich der bis 2007 vertraglich an den Verein gebundene Trainer nicht sicher sein, ob ihm auch in der kommenden Saison das Vertrauen geschenkt wird.
Mit Blick auf die beiden anstehenden schweren Auswärtsspiele in Hamburg und Leverkusen schwant Köppel wenig Gutes: »Schon nach einer Niederlage wird es wieder losgehen mit der Kritik. Aber wir Trainer sind keine Zauberer, die durch bloßes Handauflegen alles erreichen.« Immerhin: Sein Schachzug, Rafael zum zweiten Mal in die Startelf zu beordern, machte sich bezahlt. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Tomas Rosicky (16.) war der Neuzugang aus Berlin abermals zur Stelle. »Ich habe dem Trainer ein wenig von dem Vertrauen zurückgegeben«, sagte der Matchwinner.
Von einem solchen Vollstrecker konnte der Gast an diesem Tag nur träumen. Anders als beim famosen 4:2 in Hamburg fehlte es dem BVB an Durchsetzungsvermögen. Das Plus bei den Ballkontakten schlug sich nicht in einem Plus an Torchancen nieder. Nicht zuletzt deshalb verspielte Dortmund zum wiederholten Mal eine vorzügliche Ausgangsposition. Trainer Bert van Marwijk hatte allen Grund zur Klage: »Fußballerisch haben wir uns weiter entwickelt, aber wer in den UEFA-Cup will, muss das auch mental tun. Ich dachte, wir wären in dieser Hinsicht weiter.«

Artikel vom 03.04.2006