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Als Stellmacher fing alles an

Karosseriebau Norkowski feiert 75-jähriges Firmenjubiläum

Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Klein, persönlich, überschaubar, technisch versiert und dienstleistungsorientiert - die Frage nach dem Erfolgsrezept ist für Klemens Norkowski schnell beantwortet. Das Karosseriebauunternehmen wird am 1. April 75 Jahre alt und geht im Juli in die vierte Generation über.

Die Werkstatthalle an der Herforder Straße 143 ist gewissermaßen historisch, die technische Ausrüstung auf dem aktuellsten Stand. Als Theodor und Ignaz Norkowski am 1. April 1931 ihr Geschäft eröffneten, waren sie klassische Existenzgründer. Ihr ehemaliger Arbeitgeber hatte geschlossen, die beiden Stellmacher nahmen mit Blaubasalt den Betrieb an der wichtigen Chaussee auf, errichteten im Garten des Wohnhauses eine Halle.
Theodor Norkowski widmete sich nicht nur der Firma, sondern mit großem Engagement auch seiner Zunft und wurde schon bald zum Obermeister der Bielefelder Innung gewählt. Zu vielen Kunden radelte man damals noch, erinnert sich sein Enkel und heutiger Seniorchef, Klemens Norkowski. Zahlreiche Autowerkstätten hatten damals keinen eigenen Karosseriebau. Da kamen die Fachkräfte angeradelt. Gleichzeitig entstanden in der Halle unweit des Nicolaifriedhofes eigenständige Aufbauten für Personenwagen, mit Holzrahmen und Bespannung. Individuelle Aufbauten waren seinerzeit durchaus gebräuchlich.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete für den Familienbetrieb einen herben Einschnitt. Wohnhaus und Werkstatt gleichermaßen waren durch Bomben zerstört. Während Ignaz Norkowski sich um den Wiederaufbau bemühte, leiteten Theodor und dessen Onkel Paul Norkowski die Firma. Arbeit war stets dominierend, Urlaub Mangelware, daran erinnert sich Seniorchefin Anna Norkowski (92) ebenso wie die heutige dritte Generation. Vier Tage Schwarzwald waren die erste echte Reise.
Die zweite Generation, Karosseriebaumeister Theodor Norkowski und sein Bruder Paul, ein gelernter Motorschlosser, führten den Betrieb nach dem Wiederaufbau in die Motorisierungswelle auf deutschen Straßen. Wie schnell sich der technische Fortschritt entwickelte: Als Firmeninhaber Klemens Norkowski 1956 seine Lehre begann, lernte er noch die Arbeit mit Holz, aus dem Führerhäuser und Aufbauten erstellt wurden. Erst später kam der Schritt zu Leichtstahl, zu Aluminium und Kunststoff.
Seit den fünfziger Jahren hat sich der Familienbetrieb auf Karosserie-Instandsetzungen und Reparaturen spezialisiert. Privatkunden schätzen den Betrieb ebenso wie die Leiter von Firmenfuhrparks und die Inhaber von Kfz-Werkstätten. Der enorme technische Aufwand in Zeiten höchster Präzision hat dafür gesorgt, dass manche Werkstatt den Karosseriebau fremdvergibt und sich Fachkompetenz von Spezialisten holt. Dort arbeitet man, wie der Chef betont, nach den aktuellen Standards aller Hersteller.
Neben dem Inhaber Klemens und seinem Sohn Stefan Norkowski arbeiten mit Manuel Tonn und Pascal Stier noch ein Geselle und ein Auszubildender im Betrieb. Wenn der Junior im Sommer das Ruder übernimmt, möchte der Senior verstärkt seinen maritimen Hobbys frönen. Einst selbst bei der Bundesmarine aktiv, segelt Klemens Norkowski auf der Ostsee und singt beim heimischen Shanty-Chor an Deck.

Artikel vom 01.04.2006