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IG Metall verschärft Arbeitskampf

Bundesweite Warnstreikwelle - Arbeitgeber fordern schnelle Einigung

Paderborn/Düsseldorf (WB/dpa). Nach der gestrigen ersten bundesweiten Warnstreikwelle in der Metall- und Elektroindustrie mit zehntausenden Teilnehmern will die IG Metall die Gangart noch einmal verschärfen.

Mit Fackelzügen, Autokorsos und auf Kundgebungen demonstrierten auch in Nordrhein-Westfalen gestern Zehntausende von Metallern für höhere Einkommen und größere Beschäftigungssicherheit. Allein in Köln kamen 10 000 Mitarbeiter der Fordwerke vor den Werkstoren zu einer Kundgebung während der Frühschicht zusammen. Auch in Ostwestfalen gingen die Metaller auf die Straße - unter anderem in Bielefeld, Paderborn und Warburg.
In den Tarifverhandlungen für die insgesamt 3,4 Millionen Beschäftigten der Branche hatte es in jeweils drei Gesprächsrunden auf Bezirksebene keine Annäherung gegeben. Die IG Metall verlangt fünf Prozent höhere Einkommen.
IG-Metall-Chef Jürgen Peters warf den Arbeitgebern vor, die Verhandlungen zu verschleppen und statt eines Angebots nur Gegenforderungen zu präsentieren. »Wir können noch eine Schippe drauflegen«, sagte Peters. Die IG Metall sei an Lösungen interessiert, werde den Konflikt aber nicht scheuen, sagte Peters gestern vor 3000 Metallern in Düsseldorf. Von den Arbeitgebern forderte er ein verhandlungsfähiges Angebot. »Die Arbeitgeber haben noch nie so wenig für Lohn ausgegeben gemessen am Umsatz. Fünf Prozent mehr, das ist fair.«
Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser (Vlotho/Kreis Herford) fordert ein schnelles Ende der Tarifauseinandersetzung. »Unsere Industrie ist weltweit eingebunden, sie hat Verpflichtungen gegenüber Kunden in aller Welt. Deshalb müssen wir zu sehr schnellen Lösungen kommen.« Eine »solch lange Hängepartie« wie im öffentlichen Dienst könne man sich nicht leisten. Die Warnstreiks würden Verhandlungen nicht voranbringen. »Egal, was wir vorschlagen, die IG Metall kommt nicht aus ihren alten Ritualen heraus.«
Kannegiesser verwies auf ein »realitiv detailliertes Konzept« der Arbeitgeber. »Uns schwebt ein Mehrklang vor. Ein Grundentgelt für alle, dazu ein Leistungsentgelt je nach Berufsgruppe und eine Beteiligung am Betriebserfolg. Dazu könnte man etwa einen Teil der Einmalzahlung variabel gestalten.«
Allein in Bayern hatte die Gewerkschaft 9500 Beschäftigte in 15 Betrieben aufgerufen, vorübergehend die Arbeit niederzulegen. Im Mittelpunkt standen dabei BMW in Regensburg und der Hausgerätehersteller Bosch Siemens in Dillingen.
In Hamburg versammelten sich Werftarbeiter vor den Toren der Traditionswerft Blohm & Voss, um für zwei Stunden die Arbeit ruhen zu lassen. 1000 Metaller kamen vor die Werkstore des Osnabrücker Cabrio-Bauers Karmann. Bei Karmann droht im Sommer wegen der schlechten Auftragslage der Verlust von 1200 Arbeitsplätzen.
Ein Schwerpunkt in Hessen war Kassel, wo 3000 Beschäftigte von DaimlerChrysler und Krauss-Maffei Wegmann zu einer Protestkundgebung zusammenkamen.
Auch in Sachsen, Thüringen und Brandenburg kam es zu Aktionen. In Sachsen, wo es bereits am Vortag im Leipziger BMW-Werk zu kurzen Arbeitsniederlegungen gekommen war, wurden die Warnstreiks gestern ausgeweitet.
Die nächste große Verhandlungsrunde ist am 6. April, wenn die Tarifparteien in Nordrhein-Westfalen (700 000 Beschäftigte) und Baden-Württemberg (800 000 Beschäftigte) zusammenkommen.

Artikel vom 30.03.2006