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Die andere Mozart-Musik
und dann eine lange Nacht

Rolf Hochhuth feiert am Samstag den 75.Geburtstag

Berlin (dpa). Mit der deutschen Erstaufführung seines Mozart-Stückes »Nachtmusik« und einer »Langen Nacht« feiert der Dramatiker Rolf Hochhuth (»Der Stellvertreter«) am Samstag im Berliner Schlossparktheater seinen 75. Geburtstag.

Das 2001 im schottischen Glasgow uraufgeführte Stück mit dem Untertitel »Requiem« folgt einer Theorie zum Tode Mozarts und ist dem Autor zufolge zugleich die Tragödie der Magdalena Hofdemel, einer der drei Frauen, die dem Sarg Mozarts folgen.
Regie führt in Berlin der künstlerische Leiter des Schlossparktheaters, Andreas Gergen. Das Bühnenbild ist von Fred Berndt. Bisher wurde das Stück auf Deutsch nur in Salzburg gespielt.
Mit einer anschließenden »Langen Nacht« ehren der Rowohlt Verlag, der Bertelsmann-Lesering und das Schlosspark-Theater den Dramatiker, der unter dem Motto »Tat- und Untatort Berlin« einige seiner Berlin-Gedichte vortragen will. Die Festrede auf den Jubilar hält Gert Ueding, Herausgeber des »Rolf Hochhuth Lesebuchs« (dtv) mit einem Querschnitt von Hochhuths Texten seit 1963.
Rowohlt veröffentlicht gemeinsam mit dem Bertelsmann-Lesering den vierten Band der Hochhuth-Gesamtausgabe, der auch 28 Gedichte enthält. Dietrich Simon hat 100 Gedichte Hochhuths für den S. Fischer Verlag zusammengestellt (»Drei Schwestern Kafkas«), Mario Früh hat in der Büchergilde Gutenberg meist humoristische Hochhuth-Skizzen in Versen und Prosa zusammengestellt, als »beiläufige Beobachtungen« mit dem Fontane-Zitat »Was soll der Unsinn?« als Titel.
Mehrere Inszenierungen von Hochhuths Theaterstücken stehen im Jubiläumsjahr des Dramatikers auf dem Spielplan deutscher Bühnen. Neben dem Berliner Schlossparktheater inszeniert Klara Höfels in ihrem Berliner »Ersten Autorentheater« die Uraufführung von Hochhuths neuem Schauspiel »Molières Tartuffe« und im »theater 89« in Berlin inszeniert Hans Joachim Frank den von ihm dramatisierten Roman Hochhuths »Eine Liebe in Deutschland«. Das Nationaltheater Weimar kündigt für den 17. Juni die Uraufführung von Hochhuths »Irrenhauskomödie« mit dem Titel »Heil Hitler« an, die Michael Simon inszeniert.
Hochhuth wird nicht müde, sich ins Gespräch zu bringen - kürzlich etwa als Darsteller in der TV-Serie »Gute Zeiten, Schlechte Zeiten«. Streit brach er unlängst auch vom Zaun, als er den Intendanten des Berliner Ensembles (BE), Claus Peymann, vor die Tür setzen wollte; freilich vergeblich. Zuvor hatte sich Hochhuth mit Äußerungen über den britischen Historiker und Holocaust-Leugner David Irving ausgerechnet in der rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit« den Zorn nicht nur des Zentralrats der Juden zugezogen. Abgesehen von solchen Querschüssen hat Hochhuth längst seinen Platz in der Theatergeschichte gefunden.

Artikel vom 30.03.2006