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»Hase zu Ostern nicht
das richtige Geschenk«

Kaninchenhilfe-Verein warnt vor unüberlegten Käufen

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Dornberg (WB). Noch eine Woche, dann ist Ostern. Viele Kinder finden im Nest dann wieder nicht nur bunte Eier, sondern auch den leibhaftigen Mümmelmann. »Keine gute Idee«, sagt Saskia Schicht vom Verein »Kaninchenhilfe«.

Denn durch unzureichende Information im Vorfeld unterschätzten die Käufer zumeist Kosten-, Pflege- und Betreuungsaufwand, erklärt die 21-Jährige. Wüchsen den Eltern die Ausgaben für Heu, Einstreu, Impfungen und den Tierarzt über den Kopf, wollten nicht wenige das Tier möglichst schnell wieder los werden. Rund 100 heimatlose Kaninchen werden zurzeit schon bundesweit in privaten Pflegestellen der Kaninchenhilfe Deutschland betreut. Und der Verein schlägt Alarm: Bereits wenige Wochen nach Ostern werden erfahrungsgemäß etwa 30 Prozent der plüschigen Ostergeschenke ein Fall für den Tierschutz.
»Kaninchen werden bis zu zwölf Jahre alt und brauchen viel Platz und Auslauf«, betont Saskia Schicht. Sie besitzt ein Widder-Kaninchen und und einen kastrierten Steh-Ohr-Rammler. »Kalle« und »Emma« haben zwar einen Stall, dürfen aber auch durch die Wohnung flitzen. Die Studentin der Literaturwissenschaften und Philosophie ist über das Internet zum Kaninchenhilfe-Verein gestoßen. 2001 in Österreich gegründet, engagieren sich seit 2004 mittlerweile auch in Deutschland rund 300 Mitglieder und 70 ehrenamtliche Helfer wie sie, um dem Kaninchen zu einem angemessenen Status im Heimtierbereich zu verhelfen. Ihr Ziel: die artgerechte Haltung mit Herz und Verstand.
»Kaum eine Haustierart wird so leichtfertig angeschafft wie Kaninchen«, sagt die Bielefelderin, inzwischen Ansprechpartnerin des Vereins in NRW und zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bundesgebiet. Die Bedürfnisse der bewegungsfreudigen Rudeltiere würden gänzlich unterschätzt. Weiß sie doch: Wenn durch mangelnde Zuwendung oder Haltungsfehler Unsauberkeit und die Zerstörung der Wohnungseinrichtung die Folgen sind, dann ist die Freude an den tierischen Mitbewohnern nicht von langer Dauer. Oft wird der Käfig zum dauerhaften Gefängnis, werden die Tiere im Tierheim abgegeben oder einfach ausgesetzt. Letzteres bedeute für die Häschen den sicheren Tod, so Saskia Schicht im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Die Kaninchenhilfe hat mit den Kaninchen-Züchtervereinen übrigens nichts am Hut. Hasenbraten sind selbst zu Ostern erst recht kein Thema. Stattdessen hat Saskia Schicht eine glänzende Idee, wie man tierlieben Kindern zum Fest auch eine Freude machen kann: Mit einer Patenschaft für heimatlose, abgeschobene Kaninchen, die auf einem Gnadenhof ihr Leben fristen.
www.kaninchenhilfe.de

Artikel vom 08.04.2006