30.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit diesem Fahrrad verunglückte ein Mensch.

Schicksale hinter
den Unfallzahlen

Ausstellung im Foyer des Polizeipräsidiums

Von Hendrik Uffmann und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). 16 Menschen sind im vergangenen Jahr auf Bielefelds Straßen gestorben, 267 wurden bei Unfällen schwer verletzt. Dass dies mehr als die nüchternen Zahlen einer Statistik sind, das zeigt seit gestern die Ausstellung »Unfallkreuze« im Foyer des Bielefelder Polizeipräsidiums.

Kernstück der Ausstellung ist eine Fotoserie mit 29 Motiven von Unfallkreuzen, die am Straßenrand an Menschen erinnern, die an dieser Stelle ums Leben gekommen sind. Ergänzt wird diese Serie, die vor allem im Kreis Kleve aufgenommen wurde, durch Dokumente von Unfällen aus Bielefeld. »Die Verkehrskommissariate der drei Polizeiinspektionen in der Stadt haben dazu aktuelles Material geliefert«, erklärte gestern Polizeisprecher Udo Golabeck bei der Eröffnung der Ausstellung.
Zu sehen sind unter anderem ein Fahrrad, mit dem ein Mensch von einem Lkw erfasst wurde, ein Autowrack, ein frisiertes Motorrad Marke Eigenbau sowie die Bilder realer Unfälle, die von den Ordnungshütern aufgenommen wurden und die zeigen, dass hinter jedem Unfall auch Schicksale stehen. Eindrucksvoll schilderte dies bei der Ausstellungs-Eröffnung auch Notfallbegleiter Pastor Hermann Rottmann anhand des Beispiels eines tödlich verunglückten Kindes.
Die wichtigste Zielgruppe für die Ausstellung sei die Gruppe der jungen Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren, bei denen das Unfallrisiko mit Abstand am größten ist, wie Christine Schmitt, Verkehrssicherheitsberaterin des Kommissariats Vorbeugung, erläuterte. »Gerade diese Gruppe ist jedoch am schwersten zu erreichen, wenn es um die Vorbeugung von Unfällen geht«, so Schmitt.
Aus diesem Grund starten die Bielefelder Ordnungshüter vom kommenden Schuljahr an zusammen mit dem Helmholtz-Gymnasium ein neues Projekt unter dem Titel »Voll der Wahnsinn«, bei dem das Thema sicheres Verkehrsverhalten im Mittelpunkt stehen. »Der Literaturkurs der künftigen Jahrgangsstufe 12 des Gymnasium wird dann ein Theaterstück inszenieren, in dem es um die Risikobereitschaft und die Vermeidung von Unfällen geht«, so Polizeihauptkommissarin Schmitt.
Unterstützt werden sollen die Schüler dabei von Fachleuten der Polizei, aber auch von Rettungsassistenten, Unfallchirurgen oder Notfallbegleiter, die das Leid und die Folgen von Unfällen hautnah erleben. Aufgeführt werden soll das Stück im Frühsommer 2007. Christine Schmitt: »Der Andrang der Schüler, bei diesem Projekt mitzumachen, war sehr groß.« Die Polizei erhoffe sich davon, dass auch junge Fahrer, die auf Warnungen von Polizei, Eltern und Lehrern nur selten hören, durch Gleichaltrige erreicht werden können.
Parallel dazu, betonte Schmitt, sei jedoch auch die Verkehrsüberwachung ein wichtiger Bestandteil der Unfallbekämpfung. »Manche fahren nur deshalb vernünftiger, weil sie Angst vor Bußgeldern oder Führerscheinentzug haben. Dass auch ihnen ein Unfall passieren könnte, kommt ihnen oft gar nicht in den Sinn.«
Die Ausstellung soll im Zusammenhang mit dem Theaterstück im kommenden Jagr nach Möglichkeit auch in Schulen gezeigt werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Im Foyer des Polizeipräsidiums an der Kurt-Schumacher-Straße ist sie noch bis zum 19. April zu den Bürozeiten von 8 bis 15 Uhr für interessierte geöffnet.

Artikel vom 30.03.2006