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»Wir wollen der Jugend eine Chance geben«

Die Firma Gebr. Schröder bildet nach 25 Jahren erstmals wieder einen Speditionskaufmann aus

Von Edgar Fels
Bad Oeynhausen (WB). Gregor Gorzelik ist rundum zufrieden. »Das ist der ideale Job für mich«, sagt der 20-Jährige. Seit gut einem halben Jahr lässt sich der Hüllhorster bei der Spedition Schröder in Bad Oeynhausen zum Speditionskaufmann ausbilden. Für den Betrieb ist es seit etwa 25 Jahren der erste Lehrling.
Gute Beispiele machen Schule, letzter Teil der Serie

»Wir wollten etwas für die Jugend tun«, begründet Diethelm Küther, einer von drei Geschäftsführern, den Schritt der Firma. »Die jungen Leute müssen doch eine Chance für ihr weiteres berufliches Leben bekommen.« Dass dabei die Wahl auf Gregor Gorzelik fiel, ist auch ein wenig dem Zufall zu verdanken.
»Der junge Mann stand vor etwa einem Jahr bei uns im Betrieb und fragte nach einer Lehrstelle«, erzählt Küther. Ob er denn wisse, was ein Speditionskaufmann so machen muss, fragte ihn der Geschäftsführer. Und ob er sicher sei, dass dies der richtige Beruf für ihn sei. So genau wusste Gregor Gorzelik natürlich nicht Bescheid. Daher vereinbarte Küther mit dem jungen Mann eine zweiwöchige Probezeit. »Wenn dich der Beruf dann noch interessiert, sehen wir weiter.«
Wie es sich gehört, reichte Gregor, der die höhere Handelsschule besucht hatte, kurz darauf auch seine schriftliche Bewerbung nach. Die zwei Wochen hätten ihn dann in seinem Entschluss bestärkt. »Deutschlandweit Lastwagen von A nach B zu schicken - das hat mir Spaß gemacht«, berichtet er. Auch seine Chefs sind nach den ersten Monaten von dem Engagement des »Stiftes« angetan. »Er zeigt Einsatzbereitschaft und gibt sich viel Mühle.«
Speditionskaufmann sei »kein leichter Job«, betont der Geschäftsführer. Neben der fachlichen Qualifikation, die Lkw-Fahrten in kürzester Zeit betriebswirtschaftlich korrekt zu kalkulieren, »muss man für die Fahrer auch immer ansprechbar sein, erklärt er. »Man muss ihnen in dem durch Zeitdruck und Wettbewerb geprägten Speditionsgewerbe auch mal moralisch unter die Arme greifen.«
Was sich so leicht anhört, ist in Wirklichkeit ein hartes Geschäft. Denn angesichts des Verdrängungswettbewerbes in der Branche kommt es auf jeden Auftrag an. Was am Ende in der Kasse bleibt, ist nicht zuletzt auch vom Erfolg und Geschick des Speditionskaufmannes abhängig.
Die Firma Schröder ist ein Traditionsunternehmen in Bad Oeynhausen. 1931 wurde sie von Heinrich Schröder gegründet. Heute lenken neben Diethelm Küther auch Wolfgang Schröder und Heinz Schröder die Geschicke des Betriebes. Die Spedition beschäftigt 70 gewerbliche und sechs kaufmännische Mitarbeiter. Insgesamt verfügt Schröder über eine Fahrzeugflotte von 50 Lastwagen, allesamt 40-Tonner.
Drei Jahre dauert die Ausbildung zum Speditionskaufmann. Im ersten Lehrjahr erhält Gergor Gorzelik 376 Euro brutto. Insgesamt hatte er sechs Bewerbungen geschrieben. Zwei Wochen nachdem klar war, dass er bei Schröder anfangen konnte, erhielt er eine weitere Zusage. »Ich hätte Automobilkaufmann werden können. Aber Speditionskaufmann - das liegt mir mehr.«

Artikel vom 01.04.2006