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»Perestroika heißt Umbau«

»Auf Papier« -ÊQuerbeet-Ausstellung von 20 Fachhochschul-Studenten

Bielefeld (uj). Also Papier, jenes unterschätzte, alltägliche Material, dem wir außer in Form von Wertpapieren so wenig Bedeutung beimessen, war von Professor Jochen Geilen als Motto an die Studenten der Fachhochschule im Bereich Gestaltung ausgegeben worden. Die Ergebnisse der künstlerischen Auseinandersetzung sind noch bis zum 13. April in der Galerie der FH in der Lampingstraße zu sehen.

Zwanzig Künstler aus allen Semestern haben sich in Zeichnung, Druckgrafik, Collage, Malerei, Misch- und digitalen Techniken mit dem Material auseinander gesetzt. Ihre Dynamik schöpft die Gruppenausstellung aber nicht nur aus den unterschiedlichen Techniken, sondern auch aus den Formaten, die von Zettelkastengröße bis zum unbegrenzten, freien und raumgreifenden Format reichen.
So wie bei Paul Hoss, der eine ganze Wand mit so genannten Perestroikalappen belegt. »Perestroika heißt für mich nichts anderes als Umbau«, sagt der gebürtige Deutsch-Russe, der seit 1989 in Ostwestfalen lebt und im zweiten Semester des Masterstudiums ist. Nach einer Reihe strenger Leinwandbilder, die er für sein Diplom anfertigte, komme die freie Form einem Befreiungsakt gleich, sagt Hoss, der intuitiv Papierstücke zusammenschnitt, in unterschiedlichen Techniken bearbeitete und überlappend zu einem riesigen Wandbild zusammenfügte. Gegenständliches wurde später übermalt und räumte zunehmend einer emotionalen Vorgehensweise Platz ein.
Lebendig, leicht, frei, witzig, satirisch, sorgfältig -Êdas Spektrum der individuellen Bildfindungen dieser Ausstellung ist groß und voller Leidenschaft und Ausdruckskraft. Gleichwohl will Professor Geilen darin keine Leistungsschau sehen, sondern eher eine ästhetische Auseinandersetzung. »Die meisten Arbeiten verschwinden in Mappen und Schubladen. Wichtig ist aber zu sehen, wie sie im Zusammenhang mit anderen wirken«, sagt Geilen, der die Galerie in der Lampingstraße als Laboratorium sieht.
Zu sehen sind Werke von Sebastian Bagge, Natascha Banka, Felix Barthel, Anatoli Budjko, Ulli Dammert, Tobias Gürtler, Tobias Hagenbäumer, Uschi Jung, Susan Junge, Irini Metz, Jan Müller, Timo Nentwig, Julio Rölle, Holger Schulze, Hana Shaikh, Maki Shimizu, Chris Tomaszewski und Herman Wendler.
Die Ausstellung kann werktags von 8 bis 21.30 Uhr sowie samstags von 8 bis 11.30 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 30.03.2006