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Cinestar lockt englische Investoren

Zwangsversteigerung eingestellt - Innenstadtimmobilie steht vor dem Verkauf

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Dem Cinestar-Gebäudekomplex zwischen Feilenstraße und Zimmerstraße steht ein Eigentümerwechsel ins Haus: Eine englische Investorengruppe soll die Forderungen des bisherigen Hauptgläubigers, der IKB Deutsche Industriebank, übernommen haben. Das seit 2005 betriebene Zwangsversteigerungsverfahren war - wie berichtet - zwischenzeitlich eingestellt worden.

Eine Auflassungsvormerkung im Grundbuch der Innenstadtimmobilie deutet auf den bevorstehenden Gläubiger- oder Eigentümerwechsel hin. Die Düsseldorfer IKB Deutsche Industriebank selbst hatte das Verfahren zur Zwangsversteigerung beim Amtsgericht Bielefeld einstellen lassen. Dies inzwischen zum zweiten Mal: Bereits im Mai 2005 hatte der erst 2001 feierlich eröffnete Komplex mit dem Cinestar-Großkino und verschiedenen Gastronomiekonzepten zwangsversteigert werden sollen - für 12,75 Millionen Euro. Kurz vor dem Termin war das Verfahren jedoch eingestellt worden, weil die Gläubigerbank IKB, Kino-Betreiber und die Schuldnerin, die H+H Immobilien-Projektentwicklungs GmbH & Co. KG, von einer Annäherung gesprochen hatten.
Inzwischen soll der Kaufpreis der englischen Investorengruppe, die über einen Kölner Rechtsanwalt als Mittelsmann agiert und in Schriftsätzen noch »näher zu bezeichnen sein wird«, auf einem Anderkonto hinterlegt worden sein. Branchenkenner gehen davon aus, dass damit zum Monatsende auch das Mandat von Hans Clemens enden könnte. Der Bielefelder hatte als vom Gericht eingesetzter Zwangsverwalter des Objektes in den vergangenen Monaten immer wieder versucht, 2000 Quadratmeter Bürofläche sowie Geschäfte im Erdgeschoss zu vermieten.
An täglichen Anfragen von Interessenten hatte Clemens keinen Mangel. Das drohende Zwangsversteigerungsverfahren hatte der engagierte Immobilienverwalter jedoch stets als »Hemmschuh« für mögliche Interessenten angesehen. Als sich die Verkaufsgespräche jetzt konkretisierten, musste die Vermarktung der Ladenimmobilien ruhen. Mit den Betreibern des Großkinos Cinestar war bereits im Vorfeld ein neuer Mietvertrag abgeschlossen worden. Der Kinobetrieb scheint damit langfristig gesichert zu sein. In den zehn Kinosälen mit 2303 Plätzen flimmern die aktuellen Filme.
Branchenkenner in Bielefeld suchen derweil nach Gründen, warum sich englische Investoren für das Objekt interessieren, dessen Verkehrswert auf 12,75 Millionen Euro, der Bodenwert allein auf zwei Millionen Euro bemessen wird. Allein die IK Deutsche Industriebank als Hauptgläubigerin rangierte mit ihren Forderungen über 44 Millionen Mark (22 Millionen Euro) an die Schuldnerin H+H im Grundbuch an führender Stelle. Gleichzeitig haben Betroffene wie Zwangsverwalter Hans Clemens stets die mangelnde Attraktivität im innerstädtischen Umfeld zwischen Feilenstraße und Zimmerstraße beklagt. Dem Vernehmen nach dürfte die langfristige Mieteinnahme durch den Kinobetrieb die Investition der englischen Interessenten in den Standort Feilenstraße in Bielefeld rechtfertigen.

Artikel vom 29.03.2006