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Zu allererst geht es ums Überleben

Im Gespräch: Ärztin Maria Overbeck

Deutschland diskutiert über Gefahren für 500 deutsche Soldaten bei den Wahlen in Kinshasa. Reinhard Brockmann fragte Dr. Maria Overbeck von »Ärzte ohne Grenzen«, welchen Unbilden die Kongolesen ausgesetzt sind.
Welchen Risiken begegnen die Menschen bei Ihnen in Lubumbashi beinahe täglich? Overbeck: Ich arbeite in Katanga, der südöstlichen Provinz der Demokratischen Republik Kongo. In unserem Projekt hier werden derzeit 20 000 Binnen-Flüchtlinge betreut. Die Menschen suchen Schutz vor den Attacken von Militärs und Milizen.

Für diese Menschen ist der Bürgerkrieg noch nicht vorbei? Overbeck: Das kann man so sagen. Die Menschen müssen ihr Überleben sichern und oft alles daransetzen, dass sie medizinische Versorgung erreichen.

Was bedeutet es, im Kongo krank zu werden? Overbeck: Das kann tödlich sein, wenn keine medizinische Hilfe in der Nähe ist. Wir leisten hier Basis-Gesundheitsversorgung.
Wenn die Menschen zu uns kommen, können wir die häufigsten Krankheiten wie Malaria, Durchfall und Lungenentzündung behandeln. Wenn Hilfe aber auch nach langen Fußmärschen nicht erreichbar ist, dann bedeutet Kranksein auch sterben.

Wie sieht ein Krankenhaus im Kongo aus? Overbeck: Das ist ein sehr einfach strukturiertes Gebäude mit einer Abteilung für Kinder und einer für Erwachsene, wo mit einfachen, aber soliden Mitteln medizinische Nothilfe geleistet wird, wo aber auch verschiedenste Krankheiten behandelt werden. Hier sollen Medikamente zur Verfügung stehen und Kaiserschnitte sowie andere Eingriffe unter sterilen Bedingungen möglich sein.

Wissen die Kongolesen eigentlich, dass im Juni gewählt werden soll? Overbeck: Das war in den Gesprächen mit meinen Patienten bislang kein Thema. Wir haben darüber nicht gesprochen. Die Menschen sind vorrangig damit beschäftigt ihr Überleben zu sichern, Nahrung für den nächsten Tag zu haben und medizinische Hilfe zu finden.

Artikel vom 29.03.2006