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Die Kälber der oberen Etage wurden durch das Dach geborgen.

Sieben Kälber sterben bei Unfall

Feuerwehr und Polizei bergen eingeklemmte Tiere - Ursache unbekannt

Von Stefanie Westing
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Sieben tote Kälber, Sachschaden in Höhe von 100 000 Euro und eine für fünfeinhalb Stunden gesperrte Ostwestfalendamm-Auffahrt sind das Ergebnis eines Unfalls, der sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ereignete. Der Anhänger eines Viehtransporters aus dem Oberallgäu war gegen 2.55 Uhr in der Auffahrt am Südring hinter einer Kurve umgekippt.

Der Fahrer blieb unverletzt. 135 Kälber wurden eingeklemmt. Polizei und Feuerwehr mussten die in drei Etagen untergebrachten Tiere einzeln aus dem auf der Seite liegenden Anhänger befreien. Da das Dach durch den Unfall aufgerissen war, wurden die 45 Jungrinder, die in der obersten Etage untergebracht waren, auf diesem Weg geborgen. Die Beine einiger Tiere, nach Schätzungen des Amtstierarztes Dr. Hans-Helmut Jostmeyer sechs bis sieben Wochen alt, hatten sich derart verkeilt, dass die Einsatzkräfte zunächst die Trennwände mit Brecheisen aufstemmen mussten. Die 90 Kälber, die sich in der mittleren und der unteren Etage befanden, wurden durch die Heckklappe des Transporters befreit. Sechs Tiere überlebten den Unfall nicht, ein weiteres musste der Amtstierarzt des Veterinäramtes Bielefeld aufgrund schwerer Knochenbrüche einschläfern.
Die geretteten Kälber wurden mit Seilen an der Leitplanke festgebunden und später in einem provisorischen Gatter untergebracht, das aus Absperrgittern des Bauhofes zusammengesetzt wurde. Gegen 5 Uhr traf ein Transporter aus Vechta ein, um die Jungtiere an ihre Zielorte im Osnabrücker Land zu bringen.
Warum der 45-jährige Fahrer die Kontrolle über sein Gespann verlor, als er vom Südring, aus Richtung Stadtring kommend, auf den Ostwestfalendamm abbog, ist noch unklar. Fest steht, dass die Zugmaschine in der Spur blieb, während der Anhänger quer über die Fahrbahn kippte. »Im Moment haben wir keine Hinweise darauf, dass die Geschwindigkeit überschritten wurde«, sagte Polizeipressesprecher Friedhelm Burchardt auf Anfrage. Die Tachoscheibe sei zwar zur weiteren Überprüfung sichergestellt worden, doch habe sie eine Geschwindigkeit angezeigt, die »deutlich unter 50 Stundenkilometern« lag. Auch technische Mängel am Fahrzeug kämen als Ursache kaum in Frage, ebenso wenig Übermüdung des Fahrers. Nun werde überprüft, ob die Ladung vielleicht verrutscht sei und so die Schlagseite des Anhängers verursacht habe.
Nach Ansicht des Amtstierarztes hätte der Unfall noch mit wesentlich mehr toten Tieren enden können. »Es handelte sich um vergleichsweise junge und leichte Kälber. Wäre dasselbe mit Mastschweinen oder großen Bullen passiert, hätte ein solcher Unfall ganz andere Auswirkungen gehabt«, resümierte Dr. Jostmeyer im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Er untersuchte alle Tiere, die sich auffällig bewegten oder nach ihrer Bergung auf den Asphalt gelegt hatten, stellte aber keine größeren sichtbaren Verletzungen fest - außer bei dem einen Kalb, das eingeschläfert werden musste. Die sechs, die bereits bei dem Unfall ums Leben kamen, wurden nach Einschätzung des Veterinärs erdrückt oder sie erstickten.
Nach der Untersuchung traten die verbliebenen 128 jungen Rinder den Weg an ihre Zielorte im Osnabrücker Raum an - zur Mast. Dort werden sie weiter tierärztlich betreut. »Sie bleiben unter Beobachtung. Ich denke, dass einige Tiere Blutergüsse haben, aber es besteht wohl keine Lebensgefahr«, meinte Dr. Jostmeyer. »Spätfolgen sind meiner Einschätzung nach nicht zu erwarten.« Es habe sich um Tiere in sehr gutem Zustand gehandelt, die während der Fahrt liegen konnten. Außerdem habe das viele Stroh, mit dem der Transporter ausgestattet war, für ein gutes Polster gesorgt. Anderenfalls hätten die Rettungskräfte unter Umständen noch mehr tote Tiere bergen müssen.
Im Einsatz waren Beamte der Bielefelder Polizei und 33 Kräfte der Berufsfeuerwehr Süd sowie der Löschabteilungen Senne und Kupferhammer. »Der Einsatz war für uns schon etwas ungewöhnlich«, sagte Einsatzleiter Hans-Gerhard Goldstein nach getaner Arbeit. »Es hat aber alles gut geklappt. Wir haben Dreierteams gebildet und so die Tiere zügig aus dem Anhänger holen können.«
Die Polizei leitete den Verkehr zunächst über die Gütersloher Straße zur Ostwestfalendamm-Auffahrt Quelle um. Gegen 8.30 Uhr waren die Aufräumarbeiten so weit beendet, dass die Auffahrt am Südring wieder befahren werden konnte.

Artikel vom 30.03.2006