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»Insellösung« nicht mehr erlaubt

Vom 1. Mai an weitere Änderungen bei der Einwegpfandregelung

Von Dirk Schröder
Bielefeld (WB). Am 1. Mai treten weitere Änderungen der Einwegpfandregelung in Kraft. Für den Verbraucher bedeutet dies, es wird für ihn einfacher. Handel und Industrie dagegen müssen ein funktionsfähiges und flächendeckendes Rücknahmesystem aufbauen.

Denn vom 1. Mai an gilt: Leere Einwegflaschen und Dosen können überall dort zurück gegeben werden, wo Einweg verkauft wird. Die sogenannten Insellösungen sind dann nicht mehr erlaubt. Diese haben es den Einzelhandelsketten bisher ermöglicht, nur solche Verpackungen zurückzunehmen, die sie selbst verkauft haben.
Auch wird die Pfandpflicht erweitert. Bisher war das Pfand auf Einwegverpackungen für Bier, Mineralwasser und Erfrischungsgetränke festgeschrieben. Künftig wird beispielsweise auch auf Alcopops oder Milchmischgetränke mit weniger als 50 Prozent Milchgehalt Pfand erhoben. Ausgenommen sind weiter Wein, Milch und Säfte sowie Getränkekartons. Die Pfandhöhe wird auf 25 Cent für die üblichen Verpackungsgrößen vereinheitlicht.
Bei AVA (»Marktkauf«) laufen die Vorbereitungen auf das neue Pfandsystem, mit dem Bedenken der EU-Kommission und des Europäischen Gerichtshofs Rechnung getragen wird, seit längerer Zeit. Ende Februar habe die Installation der Rücknahmeautomaten begonnen und soll bis Ostern abgeschlossen sein, erläuterte AVA-Sprecher Rainer Diermann gegenüber dieser Zeitung.
An 189 Standorten werden insgesamt 240 Automaten installiert. Sie haben einen Gesamtwert von 5,7 Millionen Euro. Vom 1. Mai an dürfen nur noch Einwegpfand-Produkte im Umlauf sein, die den Anforderungen der Deutsche Pfandsystem GmbH (DPG) entsprechen.
Sie müssen neben einem speziellen EAN-Code ein Sicherheitskennzeichen samt DPG-Logo aufweisen, um Pfandbetrug zu vermeiden. Udo Schlingmann, bei AVA verantwortlich für das Projekt: »Der Einkauf hat entsprechend bei Hersteller- und Eigenmarken Vorarbeit geleistet, damit bereits seit diesem Monat die notwendige Kennzeichnung auf den Artikeln aufgebracht ist.«
Bei der Herforder Brauerei wird die Neuregelung mit Sorge gesehen. »Wir fürchten, dass die Regalflächen in den Supermärkten wieder mehr mit Dosenbier gefüllt werden. Wir müssen aufpassen, nicht zu den Verlierern zu gehören«, erklärte Holger Sydow. Die Brauerei hatte mit der Einführung des Pfands für Einwegflaschen im vergangenen Jahr diese ganz abgeschafft. Nur noch 0,5 Prozent der Produktion wird in Dosen abgefüllt. Diese sollen auch weiterhin an Tankstellen erhältlich sein.
Das Gesamtvolumen von Einweggebinden wird auf jährlich 13 Milliarden geschätzt. Es wird erwartet, dass bis zu vier Milliarden Euro Pfandgelder im deutschen Gesamtmarkt hin- und hergeschoben werden. Schlingmann befürchtet, dass der Mehrweganteil kontinuierlich zurückgehen wird: »Der Kunde wird bei bepfandeten Artikeln immer weniger darauf achten, ob es Einweg oder Mehrweg ist.«

Artikel vom 29.03.2006