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»Ich fühle mich
sehr erleichtert«

Calmund beantwortete alle Fragen

Köln (dpa). Es war ein ganz schweres und sehr langes »Auswärtsspiel« in Köln: Reiner Calmund kam sich am Morgen danach wie ein Fußball-Profi vor, der 120 Kräfte zehrende Pokalminuten und ein Nerven aufreibendes Elfmeterschießen hinter sich hat: »Da fühlt man sich schon ausgepumpt.«

Doch viel intensiver war für den 57-Jährigen eine andere Emotion. »Ich fühlte mich danach sehr erleichtert«, sagte Calmund gestern Morgen, nachdem er tags zuvor einen rund siebenstündigen Vernehmungs-Marathon bei der Staatsanwaltschaft Köln durchmachen musste.
Eine »gewisse Anspannung« und »ein gewisses Kribbeln im Bauch« hatte der frühere Manager des Bundesligisten Bayer Leverkusen nach eigenem Bekunden schon verspürt, als er sich in Begleitung seiner Rechtsbeistände Stefan Seitz und Sven Thomas bei der Strafverfolgungsbehörde einfand. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bekanntlich seit Anfang März wegen des Verdachts der Untreue nach ungeklärten Bargeldzahlungen von 580 000 Euro an den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul.
»Ich habe mich fair behandelt gefühlt, ich konnte alle Fragen beantworten, wir konnten umfassend Auskunft geben«, schilderte Calmund. In der Vernehmung erläuterte Calmund nach Angaben seiner Anwälte »ausführlich alle Vorgänge« und habe »abwegige Manipulationsvorwürfe nachhaltig entkräftet«. Es seien »keine Fragen offen geblieben«.
Calmund selbst ging sofort nach der Einvernahme zum Alltag über: »Ich wollte mich auf der Platte zeigen.« Im Eiltempo machte er sich aus der Kölner Innenstadt auf den Weg Richtung Idstein im Taunus, wo er vor Bank-Kunden zu der Thematik »Geld und Fußball« referierte.
Zu Fragen nach einem denkbaren weiteren Prozedere sagte Calmund nichts, sondern verwies auf seine Anwälte. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete es durch ihren Sprecher Günther Feld als »völlig offen«, ob Calmund eventuell noch einmal befragt werde. »Es ist durchaus denkbar, dass es weitere Einvernahmen gibt«, sagte Staatsanwalt Feld. In welche Richtung diese gehen und welche Personen betroffen sein könnten, wollte Feld mit dem Verweis auf das laufende Verfahren nicht sagen. Feld äußerte sich aus dem selben Grund auch nicht zu Namen.
Der Gütersloher Spielervermittler Volker Graul hat über seinen Anwalt Detlev Binder inzwischen ebenfalls die Bereitschaft erklärt, jederzeit bei der Staatsanwaltschaft in Köln auszusagen. Binder stellte allerdings eine Bedingung: Er möchte vorher Akteneinsicht nehmen.
Bei Calmunds ehemaligem Arbeitgeber in Leverkusen herrschte ebenfalls Zurückhaltung. Der Sportbeauftragte des Bayer-Konzerns, Meinolf Sprink, musste Medienberichten entnehmen, dass er im Zusammenhang mit denkbaren weiteren Befragungen durch die Staatsanwaltschaft genannt wurde. Er habe das in der Zeitung gelesen, meinte Sprink. »Ansonsten gibt es dazu nichts zu sagen. Wir harren weiter der Dinge«, verwies auch er auf die laufenden Ermittlungen.

Artikel vom 29.03.2006