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Bittersüßer TBV-Erfolg: »Flo« Kehrmann verletzt

Lemgo trifft im EHF-Cup-Finale auf FA Göppingen

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Es war ein Thriller mit unschöner Eishockey-Einlage, den der TBV Lemgo bitter bezahlen musste. Zwar stehen die Lipper durch ein 25:26 (12:14) gegen den VfL Gummersbach im EHF-Cup-Finale, doch Nationalspieler Florian Kehrmann zog sich eine schwere Knieverletzung zu.

Die erste Diagnose: Innenbandriss im linken Knie. Es be-steht sogar der Verdacht auf einen Kreuzbandriss, und damit würde »Flo« Lemgo bis zu einem halben Jahr aussetzen müssen. »Er ist momentan der beste Rechtsaußen der Welt. Er ist nicht zu ersetzen. Das ist ein schwerer Schlag«, sagte Lemgos Manager Fynn Holpert.
Fehlen wird er damit definitiv beim innerdeutschen Finale. Dort trifft die Mannschaft von Volker Mudrow am 22./23. und 29./30. April auf FrischAuf Göppingen, die sich gegen US Creteil durchsetzten und damit erstmals seit 44 Jahren wieder in einem europäischen Finale stehen.
Die Ausgangslage vor dem Rückspiel war pikant: Lemgo hatte das Hinspiel nur mit zwei Tore (29:27) gewonnen. Trainer und Spieler beider Teams sagten einhellig: Es entscheidet die Tagesform. Und da hatten die Gäste aus dem Oberbergischen in der nicht ausverkauften Lipperlandhalle zunächst die bessere erwischt. Zum einen überraschte VfL-Coach Velimir Kljaic mit der Variante, Frank von Behren in Angriff und Verteidigung spielen zu lassen. Außerdem zeigte der Ex-Lemgoer Christian Ramota eine ganz starke Leistung. Die Partie bis zum 6:7 nahezu ausgeglichen Doch dann der Kehrmann-Schock. Nach einem Zusammenstoß mit von Behren musste der beste Lemgoer der letzten Wochen humpelnd vom Platz geleitet werden.
Und nur zwei Minuten später lichteten sich die Reihen weiter. Nach einem Bodenkampf zwischen Kyung-Shin Yoon und Filip Jicha bildete sich ein eishockeyreifer Handballer-Knäuel. Die Konsequenz: Jicha und Yoon, er wird den VfL nach zehn Jahren zu Saisonende ohne Titel verlassen, sahen »Rot«. Für TBV-Trainer Volker Mudrow eine unverständliche Entscheidung: »Die beiden haben sich in der Situation noch am fairsten verhalten.« Gummersbach wurde danach stärker, führte zwischenzeitlich gar mit fünf Toren (8:13). Die nächste bittere Pille bekamen die Hausherren zur Halbzeit verabreicht: Markus Baur wurde wegen einer Oberschenkelzerrung zum Zuschauer.
Doch in Durchgang zwei (Mudrow: »Es hilft nichts: Wir müssen ohne Flo und Schorsch auskommen«) zeigten die Mudrow-Mannen ihre große Moral und die häufig als 1b-Spieler Gescholtenen ihre Klasse. Jörg Zereike kam immer besser in die Partie, die Deckung stand stabil, und Logi Geirsson erwischte einen Prachttag. Der Isländer überraschte Ramota immer wieder aus dem Rückraum. Mudrow lobend: »Logi ist der Matchwinner der Partie.« So sah es auch Volker Zerbe, dessen Traum vom Titel weiterlebt: »Das war stark. Wie die Moral in unserem ganzen Team. Wir haben zuerst unseren Rhythmus nicht gefunden. Mitte der zweiten Hälfte waren wir aber voll da.« Und was sagte Lautsprecher Kljaic? Der beschimpfte seine Spieler: »Unsere Dummheit hat entschieden.«
TBV-Tore: Geirsson 10/2, Kehrmann 3, Zerbe 3, Binder 2, Tempelmeier 2, Bauer 2/1, Jicha 1, Preiß 1, Stephan 1
VfL-Tore: Sigurdsson 11/3, Gunnarsson 3, Narcisse 3, Houlet 3/1, Hegemann 2, Spatz 2, Sacharow 2
Zuschauer: 4023
Disqualifikation: Jicha (TBV/18./Unsport- lichkeit), Yoon (VfL/18./Unsportlichkeit)
FA Göppingen - US Creteil 23:19 (Hinspiel 26:30). FA-Tore: Michel 10/4, Schweikardt 5/3, Kraus 3, Schöne 3, Souza 1, Stelmokas 1
US-Tore: Quintallet 6/4, Rigault 5, Kos 4, Fritzson 2/1, Ignol 1, Petrea 1

Artikel vom 03.04.2006